Christian Georgs
General-Abrechnung mit der Philosophie von
Friedrich Nietzsche
Worum es geht:
Friedrich Nietzsche und die Schaffung einer nach nur seinen Vorstellungen „verbesserten Welt“
als „große Philosophie“.
in einer psychologisch orientierte Betrachtung seines „Privategoismus“
innerhalb von Christian Georgs
Generalabrechnung mit Nietzsche
unter dem Titel
:
„Also schrieb Friedrich Nietzsche ...
zuletzt wäre ich sehr viel lieber Basler Professor als Gott; aber.... “
da hatte Nietzsche seinerzeit allen Ernstes begründend gemeint weitergeschrieben:
„ich habe es nicht gewagt, meinen Privat-Egoismus so weit zu treiben, um seinetwegen die Schaffung der Welt zu unterlassen …..“ 6.1.89
Friedrich Nietzsche
(1844-1889/1900, bei gut elfjähriger geistiger Umnachtung!)
war zeitlebens unendlich viel daran gelegen, die wichtigste Grundlage seines Schaffens, Wertens und damit seines Mythos, so gut und sicher wie es irgend möglich gelingen würde, geheim zu halten. Sein Mythos bestand dabei daraus, dass Er aufgrund seines angeblich freidenkerisch angelegten angeblichen „Denkens“, das aber sehr eng an die Vorgaben des amerikanischen Predigers und - wenn man denn unbedingt will! - auch „Philosophen“ und Schriftstellers oder manchmal auch nur fahrlässig großmäuligen Schwätzers, mit Namen Ralph Waldo Emerson (1803-1882) gebunden blieb, eine gegenüber der von ihm vorgefundenen, eine völlig „neue“ und von ihm an überhaupt erst „richtige Welt“ - d.h sich zurechtgerückte Welt! - erschaffen hätte. -
Dabei handelte es sich um nichts anderes als seine ihn tiefgreifend prägende, ihn ungeheuer inspirierende, aber zugleich auch erheblich behindernde, in ihrem wahren Ausmaß gar nicht wahrgenommene Beeinflussung durch hauptsächlich ein Buch von Emerson. Genauer um dessen immerhin 448 Seiten füllenden 20 „Essays“, die in deutscher Übersetzung von einer Frau unter dem Pseudonym G. Fabricius im Jahr 1858 in Hannover erschienen waren. - Drei Jahre bevor der noch nicht ganz 17-jährige, vollkommen unerfahrene Nietzsche dieses Buch rein zufällig im Sommer 1861 anlässlich des Besuchs eines großen Sängerfestes in Nürnberg zur Kenntnis bekam und von da an bis an sein Ende nicht mehr von den daraus entnommenen „Einsichten“, „Anregungen“ und angeblichen „Erkenntnissen“, die ihm immer wieder Schwindel verursachten, lassen konnte.
Der bis weit ins Pathologische hineinreichende und wegen des allzu Persönlichen darin unbedingt geheim zu haltende Einfluss dieser Emerson-Essays erweist sich darin, dass Nietzsche in seinen Texten zu besonders wichtigen Zusammenhängen immer wieder, mehr oder weniger bewusst, auf nachweisbar wort-wörtliche Emerson-Formulierungen Bezug genommen hat: Lebenslang! - Bis er - letztlich in seiner immer stärker werdenden Anbetung seiner selbst! - geistig-logisch und von sich selbst überrannt und übermannt, seinen „Verstand“ verlor.
In Nietzsches Lebenswirklichkeit ging das über die hier im Anschluss angegebenen Beispiele weit hinaus: Zumeist ging es dabei um Aussagen und Behauptungen aus dem Emerson-Buch „Essays“, genauer aus 19 von den 20 Essays, denn der Essay mit der Überschrift „Liebe“ - in Nietzsches Emerson-Exemplar die Seiten 124-139 - blieben, weil er zu derlei, auch nachfühlend, gar nicht fähig war! - von Nietzsche in auffallender, ja geradezu demonstrativ-aufreizender und unvermeidlich deutlicher Weise vollständig unberührt und außer Acht gelassen: Ohne je eine Abschrift daraus und ohne die geringste Anstreichung oder Randbemerkung, wie es sonst durch ihn massenhaft zu den 19 anderen „Essays“ für Nietzsche unvermeidbar geschehen ist.
Viele Textstellen der anderen Essays hatten Nietzsche immer wieder überwältigt und dauerhaft eine Macht auf ihn ausgeübt, deren erdrückendes Ausmaß Nietzsche selber nie bewusst zur Kenntnis gekommen ist, was so viel bedeutete, dass er so gut wie nichts mitbekam von der ohnmächtig gewaltsamen Gefangennahme seines für so genial gehaltenen „Geistes“ - der doch immer wieder auf seine hervorgekehrte Freigeisterei so versessen war, wie es niemand jemals zuvor getrieben hatte! -
Liebe, die nicht auf ihn selber gerichtet war, blieb Nietzsche absolut fremd. Seine Gefangenschaft in sich selber war auch der Grund, warum er es überhaupt dazu bringen konnte, seine Freigeisterei immer wieder so zu betonen und hervorzukehren und sie vor sich hertragen zu müssen und unbedingt auch glauben zu wollen, dass, vor „allen Anderen“, ausgerechnet Er eine solche für sich in Anspruch und Ausübung nehmen dürfte!
Zeugen für all das sind eine Unmasse von eigenhändig gemachten An- und Unterstreichungen sowie unmittelbar in sein Handexemplar eingetragene eigene Texte, sowie wortwörtlich nachvollziehende eigenhändige Notizen, die er sich dazu machte, welche insgesamt das Ausmaß der Intensitäten, unter denen das alles, durch viele Jahre, d.h. lebenslang gültig geblieben, jeweils geschehen sein musste, unbestechlich und dauerhaft - bis in die Ewigkeit hinein letztlich! - dokumentiert!
Die für Nietzsche
nachweislich
einzigartige und lebenslang unverändert gebliebene Wertschätzung Emersons beweist, dass er sich von den von Emerson fixierten Urteilen, die auf den vollkommen unvorbereiteten
und
unbedarften
17-Jährigen
gewirkt
und
Einfluss ausgeübt
hatten, älter werdend, nicht hat
lösen
können und zeigt damit auch an,
wie zwangsläufig
in diesem früh erfolgten Erlebnis unveränderbarer „Freigeisterei“ all das vor sich gegangen ist, was Nietzsche als angeblich „Denkender“, in Wahrheit aber nur
in höriger Abhängigkeit seiner Gefühlswelten von Emersons Beschreibungen und Ausführungen
erlitten und
zustande gebracht hat: -
Durch den Umstand nämlich, dass Nietzsche im letztlich noch höchst unausgebildeten und unerfahren-naiven Alter von knapp 17 Jahren an Emersons Urteilen ohne eine ausreichend eigene Kritikfähigkeit daran üben zu können! - rein gefühlsmäßig einfach nur! - im wahrsten Sinne des Wortes kleben blieb: Weil die Bedigungen dafür sein Leben lang - letztlich krankheitshalber! - für sein Welterleben aktuell geblieben waren! Genau so ist es ihm übrigens mit seiner ebenfalls nicht änderbaren, romantisch-typischen Wertschätzung des Dichters Lord Byron (George Gordon Noel Byron, 6. Baron Byron, 1788-1824), d.h. speziell mit dessen stil-gebender super- und erz-romantischer Figur „Manfred“ gegangen, der gewissermaßen die Ergänzung abgab zu Nietzsches Hörigkeit auf all das, was er von Emerson her als Wahrheit über das Leben erfahren hatte!
Die Nietzsche
angeborene
Neigung des „Klebenbleibens“ an jugendlich-wichtigsten
Ersteindrücken
hat bedingt, dass er sich „geistig“ über das ihm von Emerson praktisch und ausführlich beschriebene
Vorgegebene
hinaus nicht hatte eigenständig
entwickeln
können. Er hätte sich sonst - wie von vielem anderen ja auch! - in einem effektiv-eigenen
Entwicklungsprozess
von Emerson auch wieder
lösen
müssen, was, - wie an seiner nachweislich unverändert hohen Einschätzung seines „trefflichen Emerson“
24.9.74
abzulesen ist -
nicht geschah! - Dieser psychisch unbewusst gebliebene Umstand seines ohnmächtigen „Auf-der-Stelle-tretens-in-Emerson“ entspricht widerspruchsfrei Nietzsches fortwährendem
Zwang, sich als emporstrebender Freigeist -
exzelsior! - höher hinauf! - dargestellt sehen zu wollen, d.h. dies auch zu
müssen, um selber immer wieder daran glauben zu können, dass er ein Freigeist wäre, oder doch sein
müsste
- dies aber nicht zu
vollbringen
vermochte.
Das enge Feld der Emerson-„Essays“, an das Nietzsche nicht nur seelisch gebunden und ihm so sehr, so distanzlos, zu nahe gekommen war, ließ ihn dessen Grenzen nicht erkennen. Deshalb kompensierte Nietzsche seine eigentlich blinde Abhängigkeit auf „philosophierende Art“ mit seiner rundum - und je länger im Rahmen seiner Enthemmung mitlaufend, um so ungenierter! - betriebenen Verwendung von unangemessenen, überrissenen und von seinem eigenen Ich absehend nachgedacht darüber, nur „eigentlich unzulässigen“ Maßlosigkeiten, welche von ihm, in seiner Situation und auch nach seinen Fähigkeiten, stets als ihm logisch gar nicht erlaubte Selbstverständlichkeiten vorgebracht wurden, wie beispielsweise seine eigenmächtige, durch nichts bewiesene Behauptung aus dem Herbst des Jahres 1881, die da lautet „Gott ist tot“ 9.590 - wäre tot, was eine Feststellung war, die ihm philosophisch gar nicht zustehen konnte, weil sie dem Wesen Gottes als Vorstellung des gläubigen Einzelnen entfernt nicht gerecht zu werden vermochte! Dazu gehört ebenso Nietzsches aufmerksame Geheimniskrämerei um den Fakt, dass er Emerson so gut wie überhaupt nicht kennen würde, indem er bis auf seltenste, genauer 4 Ausnahmen vermied, seinen Namen zu nennen.
Wenn sich solches aus Nietzsches Fakten, d.h. ausschließlich aus seinen eigenhändigen Texten ergibt, ist die Frage zu stellen, ob die Produktionen Nietzsches, die wie bekannt in den ersten Tagen des Januars 1889 in seinem geistig endgültigen und unwiderruflichen Zusammenbruch, d.h. in einer alle üblicherweise geltende Logik sprengenden und außer Kraft setzenden Denkfähigkeit, schlicht Wahnsinn genannt, endeten, nicht von Anfang an von logisch nicht tragfähigen Wahnsinnszügen betroffen, d.h. getragen, durchzogen und damit belastet waren!
Dazu wäre, um entsprechende Beispiele zu geben,
anzuführen, was
Nietzsche inhaltlich bei Emerson an zu derart Faszinierendem hatte führen und ihm hatte begegnen können, dass für ihn davon nicht wieder
loszukommen war. Dabei handelt es sich um vorwiegend reichlich verstiegene, eigentlich von vornherein jedes „vernünftige“ Maß
übersteigende
Äußerungen, welche Jung-Nietzsche bei Emerson auf eine sich selber verherrlichende Weise zu lesen bekam und da es „von außen auf ihn zutrat“,
für tatsächlich gegeben oder zumindest doch für
möglich hielt. - Das begann unmittelbar mit dessen erstem „Essay“, betitelt mit dem Wort und dem inhaltlichen Zusammenhang „Geschichte“:
Es heißt da in Emersons Band mit den besagten 20 Essays auf Seite 1, relativ harmlos noch, was aber gefährlich wird, wenn man wortwörtlich so daran glaubt, als ob es sich um Fakten handelt:
„Es ist ein Geist, der alle Menschen bestimmt [einer nur? - was bei dem normalerweise doch viele unterschiedliche Meinungen verratenden Durcheinander der Ansichten unter den Leuten als kurzfassende Behauptung im Gegensatz zur Lebenspraxis absolut nicht angehen kann!]. Jeder Mensch steht diesem Geiste offen und Allen die desselben Geistes sind [aber es gibt, den unterschiedlichen Individuen und den sie umgebenden äußeren Umständen gemäß, eben immer sehr unterschiedlich gestrickt aufnehmende und urteilende „Geister“!]. Der, welcher einmal das Recht der Vernunft empfangen hat [und von diesen wollte Nietzsche natürlich selbstverständlicher Weise - bei seiner doch geringen Fähigkeit zu eben dieser - unvernünftigerweise - unbedingt einer sein! Zu diesen wollte er sich, obgleich die Frage, wer dieses „Recht“ wem warum verleihen würde so ungeklärt, wie schon bei Gottes Gnade, geblieben war, sich - rein gefühlsmäßig und ohne Widersprüche dazu, ungeniert zählen! Das hat seiner ihm angeborenen Überzeugung und seinem stark ausgebildeten Bedarf - und damit einhergehendem Verschleiß auch - an Selbstachtung entsprochen! - Derjenige schließlich], ist ein [von wem aber auf solche Weise auserkorener?] Bevorrechteter im Reiche des Gedankens [und zu eben diesen wollte Nietzsche mit und in seinen Überzeugtheiten von sich selbst unerlässlich gehören, d.h. er konnte bei dieser Vorlage und Vorgabe gar nicht auf die Idee kommen, dass es ebensogut auch ganz anders hätte sein können! Insofern war „Ein Geist“ für Nietzsche die Berechtigung zur schließlich immer sehnlichst erwünschten „Bevorrechtigung“ in jeder Beziehung! Daran hat er dauerhaft geglaubt - als sein Selbstverständnis!
Ein „Bevorrechteter im Reiche des Gedankens“ zu sein! Dieser „Status“ durchzieht Nietzsches gesamte Existenz und sein Geschriebenes als sein Faktum in jeder Zeile! Im Herbst 1881 notierte er sich, vor seiner zunächst anstehenden Veröffentlichung unter dem letztlich gewählten Titel
„Die Fröhliche Wissenschaft“ beispielsweise:
Die Wissenschaft giebt uns unseren adeligen Stammbaum [mit dem er als etwas Besseres als „die Anderen“ erscheinen konnte! - denn sie diente auch in seinem Titel nur diesem, seinem Zweck], unsere Heraldik: sie [d.h. unser uns hervorhebender Wappen-Besitz!] giebt uns [ihm als Wissenschaftler etwa und auf groteske Weise?] die Vorfahren. Im Vergleich zu uns waren alle bisherigen Menschen [die von sich und ihrer Richtigkeit noch keine an sein Überzeugtsein von sich selbst heranreichende Ahnung hatten, - ihn ausgenommen von seinen Urteilen!] „Eintagsfliegen“ und Pöbel, der nur ein kurzes Gedächtniß hatte. Das historische [und heroisch gesinnte!] Gefühl ist das Neue, da wächst etwas ganz Großes [etwas über alle Zeiten Hinausgreifendes]! Zunächst schädlich, wie alles Neue [schädlich? - wenn es doch das Alte im Hand-kehr-um vergessen lässt?]! Es muß sich lange einleben, ehe es gesund wird und große Blüthe treibt! Wir hören, was unsere Vorfahren - Helden [und die zu erwartenden Übermenschen dann wieder!] alles besaßen [und besitzen würden!] - wir müssen vieles fahren lassen, aber allen Verlusten höhere [aber auf standfesten Begründungen beruhen müssenden] Erwerbungen [die dem vorgenannten bloß „Gefühlten“ unbedingt überlegen sind!] entgegenstellen. Vernunft und Gerechtigkeit sind am schwersten zu würdigen, weil jung und schwach und oft schädigend! 9.590
An diesen unbewiesenen und unbeweisbaren Behauptungen lag ihm viel und das fand er notierenswert weil es seinem Überzeugtsein und seinem gefühlten „Berufensein“ entsprach. - Dies war bei ihm nachweislich mehr eine Frage des Gefühls, als der klar und logisch durchdachten und begründenden Überlegung, über die da vermuteten Zusammenhänge: Auf alle Fälle ging es Nietzsche um die von Emerson genannte und ihm damit zu freiem und wohlfeilem Gebrauch angebotene - von wem aber, nachgedacht darüber, auch berechtigende? - Bevorrechtigung vor
„den Anderen“! - Das gilt für die meisten der Nietzscheschen Äußerungen!].
Was Plato gedacht hat, kann auch er denken [„Er“, ein Jedermann etwa oder nur einer, der sich dergleichen heroisch genug gesinnt, zuzumuten wagt? - Kann er das wirklich? - auch alles mit irgendwelcher verdienstvoller Erstmaligkeit? - oder mehr im Nachvollzug nur?], was ein Heiliger gefühlt hat [tatsächlich?], kann auch er fühlen [wobei es eher die Frage ist, was einer sich zutraut, - unabhängig davon, was er zu leisten fähig wäre! - Gibt es doch keine legitimierte und allgemeinverbindliche Instanz, die da gültig rechtet und richtet!]; was zu irgendeiner Zeit irgendeinem Menschen begegnet ist, das kann er [selber und/oder Jedermann?] verstehen [tatsächlich und auch grundsätzlich? Nietzsche selbst bot dazu jedenfalls eher und eigentlich einen offenbaren Gegenbeweis!]. Wer Zutritt hat zu diesem allumfassenden [etwa allwissenden?] Geist, ist ein Teil alles dessen, was ist oder getan werden kann, denn dieser ist das einzig unumschränkt [d.h. aber auch willentlich beabsichtigend maßlos - also „göttlich“ gewissermaßen?] wirkende Wesen.“ EE.1
In einem Anflug von Allmächtigkeit? Und auch darin nur auf sich selber bezogen?
Es dürfte außerordentlich gefährlich sein, an derlei als tatsächlich gültig vorliegende Wahrheiten tatsächlich zu glauben!
Anlässlich dieser Ausführung hat Nietzsche - übrigens
frühestens
als inzwischen gut 37-Jähriger, das ist sicher! - in seinem
erhalten
gebliebenen Handexemplar an den Rand dieser Behauptung geschrieben: „Nein! aber es ist ein Ideal“, d.h. eine
Maßlosigkeit, denn allen Idealen fehlen die Maße der Realität, weshalb sie sich für das praktische Leben im Hier und Jetzt allesamt recht wenig
eignen. Bei Nietzsche jedenfalls kam hier zum Ausdruck, dass
ihm
- seiner
Meinung
und seinem
Glauben
nach! - ein unbestreitbarer
Anspruch
auf ein und der „Zutritt“
zu einem
ihm sicheren Allwissen zustehen
würde!
Ergänzend dazu stand für ihn auf der folgenden 2. Emerson-Seite zu lesen:
„Im Menschen ist die ganze Enzyklopädie [in jedem die Gesamtheit des Wissens? Tatsächlich?] aller Tatsachen enthalten [aber doch nicht immer und schon gar nicht in nur Einem! Denn realiter geht es nicht um abstrakte Zusammenfassungen, sondern alles vollzieht sich de facto in dann eindeutig zu bestimmenden Personen!] ..... Dieser menschliche Geist schrieb Geschichte und der nämliche [sein oder der allgemein-menschliche Geist?] liest sie. Die Sphinx [ein fabelhaftes weibliches geflügeltes Ungeheuer mit dem Leib eines Löwen und dem Kopf einer Frau, die einer antiken Sage nach am Wegrand lauerte und dem Vorüberkommenden Rätsel aufgab, die zu lösen waren, um ungeschoren und heil an ihnen vorbei zu kommen; - sie] muss ihr eigenes Rätsel lösen. Wenn die ganze Geschichte in einem Menschen enthalten ist [d.h. wenn jemand sich fühlt als wäre dem tatsächlich so?], so lässt sich Alles aus individueller Erfahrung erklären.“ EE.2
Das war von Emerson her ein gefährlich unbedachter Satz, weil darin enthalten gewesen wäre, dass ein jeder - vor allem ein
Nietzsche
dann? - alles nach seinem
gefühlten
und einzigartigen
Dafürhalten
regeln
dürfe!? - Und das natürlich jeweils zu
eigenen
Gunsten!?
Diesen Satz wieder einmal gelesen zu haben ergab, Anfang des Jahres 1882, bei dem inzwischen gut 37 Jahre alt gewordenen Nietzsche die in sein damals aktuelles Notizbuch geschriebene, abkürzende und Emersons Aussage damit deutlich
verfälschende, eigens auf ihn selber zugeschnittene
Notiz:
„In jeder Handlung ist die abgekürzte Geschichte alles Werdens, ego“
9.666
Das heißt: „ich“; - also unmittelbar bezogen auf sich selbst, auf Nietzsches dero höchst eigene Existenz und
seine
Handlungen! - Ungeachtet der Tatsache, dass derlei allerhöchstens in allerseltensten Fällen nur
stimmen
kann: Nämlich dass das vom Prinzip her in ihm
sein könnte!
Er aber war davon so angetan, dass das so - bei ihm! - ist, also wäre! Basta! Eine solche Tatsächlichkeit hat ihm schmeichelnd gefallen. Wie das in vielen seiner Äußerungen aus der Zeit 1882/83 so „rüberkommt“ - denn da befand sich Nietzsche in der Phase seiner Erfindung einer von ihm festzusetzenden „neuen Moral“ 9.105, welche im Zuge der Ausgestaltung seiner Schrift, „Die Fröhliche Wissenschaft“, allein auf seine derzeitigen Moral-Vorstellungen zugeschnitten sein sollte!
Da war er von derlei eigener Leistungsfähigkeit so felsenfest wie auch zweifelsfrei überzeugt und auch „logisch getragen“; - auch davon, dass seine Fähigkeiten sich fraglos ihrer Bedeutung gemäß im Gegengewicht zur Gesamtheit aller anderen Menschen befinden würden, mindestens! - und das auch dürften, ja sogar müssten! Zu der Zeit traute Er sich, als ein Mann von 37 Jahren, durchaus zu, mit seiner ihm an seinem „geistigen Horizont“ 14.8.81 erschienenen „Ewigen Wiederkunft“ als „Vollender“ der mit den Arbeiten von Charles Darwin (1809-1882) in die öffentliche Diskussion gebrachten „Evolution“ 10.487 gelten zu können, weil ihm - Nietzsche! - wie er 1882 spätestens - ausreichend enthemmt für einen solchen „Gedankengang“ der keiner war, - sich überzeugt hielt, dass er sich als „Denkender“ im Bedeutungsrang zumindest eines Aristoteles (des für Europa wohl bedeutungsmächtigsten antiken Philosophen, 384-322 v. C.) befände - und ihm, wie zuvor noch nie geschehen, doch weltregierende „Dinge“ durch den Kopf gehen ließ, wie beispielsweise solche Fragen an sich selbst:
„- liebe ich denn die Menschen? Aber [und dieses „Aber“ setzte formulierungstechnisch ein „nein, ich liebe sie nicht“ voraus, denn - so seine „Begründung“:] sie gehören [als seine dienstlich-philosophisch-verbürgte Verhandlungsmasse gewissermaßen nur!] zu meinem Vorhaben - das aber [dieses „Vorhaben“ sehr betont!] ist meine ganze [eigentliche und auf ihn selber bezogene] Liebe“ 10.614 welche vor allem seiner philosophisch angestrichenen Absicht und Selbstdarstellung galt, aber nicht „den Menschen“! - Bündig dazu passend hatte er in jener Zeit auch in sein Notizbuch geschrieben: „Nicht den [gegenwärtigen!!] Menschen wohlzutun - das Dasein selber zu vollenden, mich [im ausgiebigen Genuss seiner Selbst als „der Bedeutendste von allen“!] als Vollender [der Höher-Entwicklung des Menschen zum „Übermenschen“ zumindest!] zu schauen“. 10.487
Na? War das nichts superlativ ruhmreich Verdienstliches? Und in gleichem Stil notierte er sich zu jener Zeit auch:
„Die Masse muss man zu ihrer [tatsächlich war dies aber sehr einsam nur zu allein seiner!] Vernunft zwingen und selbst zu ihrem Nutzen noch peitschen.“ 10.486
Dass sie alle zu ihrem Glück, seinem Willen hörig, diesem ohne Widerspruch Folge leisten: Gemäß seinem damit als totalitär bewiesenem Sinn!
Dazu notierte er sich, zeitnah passend auch: „Zum Herrschen geboren, aber wo hätte ich einen Lehrer finden sollen des Herrschens? So suche ich [in seinem damals erwachten und erstmals erwähnten „Willen zur Macht“ 4.74] zu überreden, wo ich [doch?] befehlen sollte!“ 10.539
Das nämlich wollte er, als der gottgleich maßlos weltregierende Bestimmer, wo es - für alle, ob sie nun wollten oder nicht, gefälligst längs zu gehen hätte! Für einen solchen Einzig-Richtungsweisenden hielt er sich 1882 bereits, denn ein solcher war Not für eine Verwirklichung von derlei Unsinn - ohne allerdings auch im Geringsten nur über die dazu nötig gewesene Macht zu verfügen! Und ohne zu überlegen, wie das aussähe, wenn das für jeden gelten würde!
In Emersons Essay über „Geschichte“
las Jung-Nietzsche
erstmalig im Sommer 1861 auch:
„Ich glaube nicht, das Jemand die Geschichte im richtigen Sinne liest, der noch denken kann, dass dasjenige, was er heut zu Tage tut, eine weniger tiefe Bedeutung hat
[haben kann, könnte, müsste?], als das, was sich in früheren Jahren mit Menschen zugetragen hat, deren Name weithin erklungen ist
[daran
nämlich war Nietzsches überehrgeizigem Interesse gelegen: An einem weithin durch die Jahrhunderte und mehr erklingenden
Namen, der
seine Bedeutung durch die Jahrtausende tragen, hallen lassen und erhalten sollte!]
..... Er würde sehen, dass er die ganze Geschichte in eigner Person durchleben kann. Er müsste Macht und Gewalt sich ganz zu eigen machen, sich weder vor Königen noch vor irgend einer andern Oberherrschaft beugen [müssen?], sondern wissen [können?], dass er über der ganzen Erde und Völkerkunde steht [also eine alles in allem über alles erhabene, absolut unvergleichbar
überragende
- oder auch rundweg nur
größenwahnsinnige? - Erscheinung wäre, der
„alles erlaubt“
11.88
sein müsste! ]; er müsste den Gesichtspunkt, von welchem aus die Geschichte gewöhnlich gelesen wird, von Rom und Athen und London [die einmal die Hauptstädte von Weltimperien waren]
auf sich selbst übertragen …
“
EE.5
Was ja gigantische Versprechen waren, die gut zu Nietzsches von Grund auf maßloser Bezogenheit von allem auf sich selber sehr gut passen wollten und mussten! Davon angeregt verfasste Nietzsche Anfang 1882
spätestens
- also mindestens 21 Jahre nach der
Erstbegegnung
mit diesem Text und also immer noch bis zur bedingungslosen
Identifikation in wortwörtlicher Nähe an seinen Emerson gekettet! - die sehr kurz gefasste aber viel über ihn aussagende Notiz: „Das, was ich heute tue, hat [im Zuge der bis dahin bei ihm fortgeschrittenen Logik-Enthemmung!]
eine so tiefe Bedeutung als irgend etwas Vergangenes.“
9.666
Undifferenziert und ditanzlos so, als
würde
und
müsste
das alles auf
selbstverständlichste Weise auf alles zutreffen, was der Zeitgenosse Nietzsche des Jahres 1882 tun oder lassen würde!
Wie zum Beweis dafür, wie sehr das alles ganz persönlich ihn anging, was er da seit 1861 wieder und immer wieder bewundernd gelesen und sich „einverleibt“ 3.370 hatte, schrieb Nietzsche Anfang 1882, als ihn das Finden einer „neuen Moral“ in besonderem Maße um- und antrieb und schwer in Anspruch nahm, auch streng nach dieser Emerson-Vorgabe - und mit dessen Worten sogar zumeist! - 21 Jahre später, ebenfalls 1882, seinen unumstößlich gefassten, selbsteigenen, streng auf sein eigenes Ich bezogenen Entschluss! - Nicht als Rat oder „Ansicht“, sondern als seine Erfindung und seinen heißesten persönlichen Wunsch in sein dazumal aktuelles Notizbuch:
„Ich will die ganze Geschichte in eigner Person durchleben und alle Macht und Gewalt mir zu eigen machen, mich weder vor Königen noch irgend einer Größe beugen.“ 9.666 So sehr hatten ihn Emersons Aussagen beeindruckt! Auch die folgenden Emerson-Formulierungen trafen in Nietzsche den irren und irrenden Kern seines Wesens:
„Die Zunahme des Verstandes besteht in der [wie von Nietzsche erlebt, gesehen und beurteilt in natürlich seiner selbstmittelpunktlich extrem-egozentrisch sich überschätzenden und sich zum Maß aller Dinge nehmenden] klareren Anschauung der Ursachen, welche uns über oberflächliche Differenzen hinwegsehen lässt [was Nietzsches so elitär erlebte Standpunkte ja rechtfertigen würde!]. Dem Poeten, dem Philosophen wie dem Heiligen sind alle Dinge befreundet und geweiht, alle Ereignisse nützlich, alle Tage heilig und alle Menschen göttlich.“ EE.9
Auch das hat auf den 17-jährigen gewirkt, ihn massiv beeindruckt und ihn Hoffnungen hegen lassen. Aus dieser Emerson-Aussage hat Nietzsche Anfang 1882 - auch in weitgehend wörtlicher Übernahme dieses „Gedankenganges“ der keiner war, und doch, indem er die als nicht sonderlich zeitgemäß empfundenen „Poeten“, den „Philosophen“ und den für ihn absolut unmöglichen „Heiligen“ zusammenmischte zu den weit moderner und ihm passender scheinenden „Dichter und Weisen“, also mit wenigen Veränderungen - daraus sein anfängliches, 1882 erschienenes und da noch für einige Jahre gegolten habendes Motto für seine neu herauszugebende Schrift - in erstmaliger Ausgabe! - mit dem honorigen Titel, der wohl zeigen sollte, wie sehr er über alle dem stand und es, sie beherrschen konnte:
„Die fröhliche Wissenschaft“,
passend zu seinem nun „moderner“ formulierten und zusammengeschmiedeten, neue Wirklichkeiten beschreibenden Werk, - es aber ohne Erläuterung bei einem scheinbaren Originalzitat belassend mit dem Motto:
„Dem Dichter und Weisen
[also]
sind alle Dinge befreundet und geweiht, alle Erlebnisse nützlich, alle Tage heilig, alle Menschen göttlich.“
Emerson
3.343
Mit diesen „göttlichen“ Menschen waren allerdings nicht die ihm zeitlich
Gegenwärtigen, sondern die von ihm - nicht zuletzt durch die
Veröffentlichung
seiner „Fröhlichen Wissenschaft“
belehrten, zu
überzeugenden,
kurzum
bekehrten und auf seine Weise „erzeugten“
idealen „Übermenschen“ gemeint! Denn zu
diesen sollten die in dem
„Werk“
dargelegten Überzeugungen fortan ja führen!
Jung-Nietzsche hat zu ziemlich gleicher Zeit auf unwiderstehliche Weise auch die folgende
Emerson-Vorgabe verinnerlicht:
„Seltene, außerordentliche Männer
[zu denen Nietzsche sich ums Verrecken gezählt sehen wollte, weil er sich schließlich als einen solchen
erlebte; -
diese]
stehen zuweilen unter uns auf und enthüllen Tatsachen, die
[wie Nietzsche sie aus der neuen Weltsicht seines ihm gerade so formal in den Sinn gekommenen „Willens zur Macht“
9.159
sowie seines Willens, die Menschen zugunsten des „Übermenschen“
zu
überwinden
und weiterentwickeln zu wollen, zu
lehren
beabsichtige, aber solche eben]
bis dahin noch unbekannt waren
[was dem nicht zu übersehenden
Faktum der Erstmaligkeit wegen, einen hohen Stellenwert besaß aber der „ewigen Wiederkehr“ hoffnungslos widersprach!]. Von Zeit zu Zeit sind auch von Gott [den Nietzsche allerdings in seinem gerade herauszugebenden Buch im 1. Aphorismus des 3. Abschnitts für mausetot erklärt hatte, so also sind oder wären aus-]gesandte Männer erschienen und haben ihre [zuvor noch, wie das für Nietzsche gelten sollte, noch nicht dagewesene]
Sendung [so, wie Nietzsche eine solche mit der „Überwindung des Menschen“
gerade für sich in Anspruch nahm und beabsichtigte!]
vollbracht.“
EE.21
Hier war Emersons Text eindeutig als ein Bericht über Nietzsches Tun zu deuten.
War Nietzsche damit nicht die willkommenste „Methode“ geboten, mit seinen neuen und zu „fröhlich-wissenschaftlich“ erklärten Weisheiten erstmalig und „ganz groß“ herauskommen zu können? Mit Sicherheit waren damit nicht Erscheinungen und Männer, wie beispielsweise Albert Einstein gemeint, dessen sach- und wirklichkeitsbezogenes Denken die menschlichen Kenntnisse über das Universum auf vollkommen neue und wie nie zuvor verlässlich tragende Grundlagen stellte, sondern Leute mit altherkömmlichen, unbewiesenen und rein aus ihrem Bauchgefühl herausgehobenen Visionen!
„Wenn ein Gott [ein unvergleichlich superlativ schöpferisch Erneuernder, wie Er, denn ein
solcher war undistanziert gemeint,] zu den Menschen kommt, so kennen sie ihn nicht.“ EE.24
Dieser Ausspruch entsprach längst schon
Nietzsches unmittelbarster, selber gemachter
„Lebenserfahrung“: Nämlich in der Weise, sich nicht als das anerkannt zu sehen und zu finden, was seinen zutiefst eigenen Überzeugungen von sich selbst auch nur annähernd entsprochen hätte!
„Aber wenn der Mensch seinem Instinkt
[auch da wieder einmal eben
nicht aufgrund umsichtig geleisteter Gedankenarbeit zu logisch vertretbaren
Entscheidungen und Erkenntnissen zu kommen, sondern „Instinkt“, einfach so, ohne groß nachzudenken, seinen unkontrollierten Trieben und Wünschen folgend!]
und den
[eigenen, weil so beurteilt natürlich auch
passendsten, hier aufgewertet zu ästhetizistisch nur]
besseren Gefühlen
[und hier ebenfalls nicht wegen nachvollziehbarer
Gedanken! - sowie auch in diesem Punkt ohne den Einbezug „der Anderen“, die nun einmal
nicht außer Acht zu lassen sind, weil es sie gibt! - Also wieder
einmal wegen nichts bewusst und zu Ende Durchdachtem]
in ihm treu bleibt und sich nicht von den
[sich zumeist aber als unerbittlich erweisenden]
Tatsachen beherrschen lässt, sondern dasteht wie Jemand, der einem höheren
[einem für
übermenschliche, „alternative Fakten“ schwärmenden?]
Geschlecht angehört
[denn Nietzsche hatte all das auf sich
persönlich
bezogen!], der fest hält am geistigen
[in sich selber jedoch nur
gefühlten und
heftigst ersehnten!]
Wesen und nach dem Prinzip sieht
[nach
welchem
aber? - dem seiner
Bevorrechtigung? - seiner
Selbstverwirklichung? - oder nur seiner unbändigen
Selbstüberschätzung?], dann treten die Tatsachen schnell und willfährig
[in gewissermaßen vorauseilendem Gehorsam? - so schien Nietzsche das glaubhaft zu sein!]
an die Stelle zurück, wohin sie gehören
[nämlich
hinter
das, was er, als
richtiger
empfinden
und vor allem
als solches von allen geglaubt
werden sollte!]; sie kennen ihren Herrn [der stärker wäre, als die gegebene, uns
umgebende Realität?]
und der kleinste von ihnen muss ihm dienen
[und
kuschen; - notfalls halt der „Peitsche“
10.486
gehorchend?].
EE.25
Diese Art Aussagen dienten Nietzsche problemlos als Einladungen zum - letztlich überheblichen! - Selber-bestimmen-wollen, - sollen aber auch können? - und sollten vor allem für „die Anderen“ als absolut und zweifelsfrei richtig, zulässig, angemessen und entsprechend auch zu vollziehen gelten!
Im 2. Emerson-Essay , mit „Selbstvertrauen“
überschrieben, wurde Jung-Nietzsche lebensbestimmend gelehrt und angeraten:
„Deinem eignen Gedanken Glauben zu schenken, zu glauben, dass was für dich in deinem innersten Herzen wahr ist, dass das für alle Menschen auch wahr sei, - das ist Genie [welch ein Lehrsatz, im Hand-kehr-um!]. Sprich deine geheime Überzeugung aus und sie wird die allgemeine sein, denn immer wird [bei ausreichend selbstüberheblicher Selbstmittelpunktlichkeit oder gar „wie beim 45. US-Präsidenten Trump“?!]
das Innerste zum Äußeren, - und unser erster Gedanke wird uns zurückgebracht durch die [höchste Macht, die sich denken lässt, - von Emerson ausgedrückt durch die Metapher von den:]
Trompeten des jüngsten Gerichts.“
EE.33
All das, dieses dumme, selbstsüchtige Gerede, war noch mit voller Wucht „vor-descartesisch“ in längstens schon überholter Art des eigenen Ermessens unreflektiert „gedacht“ und entworfen! - Voraufklärerisch veraltet, aber in Nietzsches Augen der „letzte Schrei der Erkenntnis“, der in seiner zu bezweifelnden Logik nicht deutlicher auf sein
Sein und Verstehen zugeschnitten sein konnte!
In die gleiche Kerbe hieben Emerson-Sätze, die Nietzsche ebenfalls als allgemein gültige
Lebensgesetze
und
Lebensempfehlungen
empfunden
haben muss, ohne auch nur mit einem Fitzelchen von Distanz zu sich selber dazu
fähig
zu sein, über die darin geäußerten individualistischen
Selbstherrlichkeiten
Emersons sachbezogen
nachdenken
zu können und zu bezweifeln, wie verlässlich sich mit Nachdruck der Folgerung anzuschließen wäre:
„Kein Gesetz kann mir geheiligt sein, als das meiner Natur
[was den Standpunkt eines allzu sehr nur auf sich selber bezogenen - absolut selbstmittelpunktlich orientierten! - Gemütes, Wertesystems und Weltbildes verrät!]. Gut und schlecht sind nur Namen, die sich [wenn sich das Bewusstsein dafür nur an dem über die lediglich individuellen
„Bereiche, die darüber hinausgehen sollten“ orientiert!]
leicht diesem und jenem unterlegen lassen
[nach eigenem Gutdünken nur, leicht und bedeutungslos für
„die Anderen“? - auch das hatte auf Nietzsches ausgeprägt selbstmittelpunktlich veranlagte Natur, die nichts und niemanden außer sich selber gelten lassen
wollte
und
konnte, eine unheilvoll
prägende
Wirkung!].
Einzig recht ist
[mit
allgemeingültiger Wirkung? - nur]
das, was mir naturgemäß ist und allein unrecht das, was gegen meine Natur [gerichtet und damit der Absolutheit
seiner
Selbstherrlichkeit
nicht dienlich,
zuträglich
und
nützlich?]
ist.
EE.37
Ausgerechnet das sollte für alle gelten? Oder nur für die „Bevorrechteten“ - daher bei Nietzsche der Druck und Zwang zur Doppelmoral? - in irgendwelchen selber zurechtgebastelten Hierarchien, wie gehabt, vom Adel hoch oben bis zu den Bauern tief unten in der Ausbeutungshierarchie?
Mit derlei eröffnete sich für Jung-Nietzsche 1861 eine auf nichts als auf ihn selber gestützte, nur sich selbst zum
Maß aller Dinge
nehmende Unmöglichkeit einer eigenen
echten „Moral“, die er nie an etwas anderem als an sich und
seinen
Gefühlen „festzumachen“ verstanden hat! So armselig verankert waren schon von Emerson her Nietzsches infantil-gedankenlosen „Moralvorstellungen“ gewesen
und sind es lebenslang unverändert auch geblieben.
Die „Anderen“ um ihn her
existierten
für Nietzsche nicht mit einem
„Wert“, der dem seinen hätte
nahe kommen können,
weil auch Emerson ihnen
in seinen, Nietzsche vornehmlich belehrenden „Essays“
kaum einen eigenen Stellenwert zugebilligt hatte! Es sind aber doch gerade „die Anderen“, die den
zwingenden
Anlass zu einer „Moral“ geben, welche sowohl für ihn selbst, als -
allgemeinverbindlich
und
gleichwertig
für alle! -
auch für ihn selber gelten müsste! - wenn es denn eine ehrliche
„Moral“
und nicht nur ein Mittel zum Zweck der
Selbsterhöhung
gewesen sein sollte! Zu einer solchen - doch so einfachen! - Einsicht aber ist Nietzsche in seiner ihn be- und
überstimmenden
Selbstsucht von Emerson her gestützt -
und bis zu seinem endgültigen geistigen Entschwinden! - nie gekommen:
„Ein Mann muss sich jeder Opposition in der Weise gegenüber stellen, als ob jedes Ding außer[-halb von]
ihm selber [der in vollstem Umfang für die Ewigkeit gelten wollte]
nur ein titulares
[d.h. ohne angemessene eigene Leistung beanspruchtes]
und ephemeres
[ein vorübergehend vergängliches „Ding“, wie er selber eins war]
wäre.“
EE.37
Wie so viele andere auch, hatte sich Nietzsche den 1. Satz
dieser
Emerson-Aussage Anfang 1882, - inzwischen bekannterweise gut 37 Jahre alt geworden und damit
21 Jahre nach dem ersten Kennenlernen und dem Verfließen von für einen jungen „normal-veranlagten“ Mann von eben so vielen entscheidenden eigenen Entwicklungsjahren nach 1874! - wortgetreu in sein damals aktuelles Notizbuch übertragen, gefolgt von dem, was ihm aus Emersons Aussage
ebenfalls
wichtig war, was belegt, welche
unumstößliche Gültigkeit
diese Art
Aussagen für den inzwischen eigentlich
doch selber denken-können-sollenden, aber unverändert nur
emerson-hörigen
Nietzsche zu der Zeit hatte! Dementsprechend lautet Nietzsches 1882 gemachter
eigenhändiger Eintrag aus seiner allzu persönlich veranlagten Selbstmittelpunktlichkeit heraus zur persönlichen Anwendung gebracht allzu direkt und
„schief, weil heillos übertrieben“
nur auf sich selber bezogen und
„all die Anderen“, die es nunmal gibt, missachtend:
„Kein Gesetz kann mir geheiligt sein als das meiner Natur. Einzig recht ist das, was mir naturgemäß ist, und allein unrecht, was gegen meine Natur ist.“
9.669
Aber was wäre los, wenn das nun jeder mit jederlei Gewalt zu seinem eigenen Nutzen durchsetzen wollte?
So formuliert war das eine Ansicht, die jeder dahergelaufene Kriminelle sich zuzubilligen pflegt! Und wäre damit eigentlich eines „Philosophen“ unwürdig - wenn dazu eine Form fairen Nachdenkens vorausgesetzt würde.
Eine weitere unreflektiert selbstmittelpunktlich erfolgte Aussage aus Emersons Essay „Selbstvertrauen“ lautet - das aber nicht auch jedem anderen auf gleiche Weise zubilligend:
„Meine Aufmerksamkeit muss sich allein [!] auf das richten, was mir [ich, meiner, mir, mich, ohne dabei die Rechte „der Anderen“ beachten zu müssen und das auch betont gar nicht zu wollen, weil es von vorneweg bereits ausgeschlossen wird! Was ihm also] als das Rechte bei meinem Tun erscheint, aber nicht auf das, was die Leute denken [„die Anderen“ nämlich - wobei es in besonderem Maß wieder darauf ankam, wie sehr die Einseitigkeit und gegebenenfalls auch die Brutalität ausgeprägt wäre, mit der dabei vorgegangen werden soll und darf! - Gilt das so lautend doch für den Verrückten so gut, wie für den Kriminellen und das ungebildete „Genie“! - und ist zu messen wohl am Erfolg für „das Ganze“, - nicht nur für einen von diesen!]. Diese Regel, die im wirklichen wie im geistigen [oder auch daher-phantasierten, daher-philosophierten] Leben gleich schwer zu beobachten ist, bezeichnet den ganzen Unterschied zwischen Erhabenheit und Niedrigkeit [womit wieder mal das für Nietzsche so bedeutungsvolle und ästhetizistisch angehauchte Zweierleimaß angesprochen war: Er immer „erhaben“ und „oben“, im krassen Gegensatz zur unteren „Niedrigkeit“ „der Anderen“!]. Dies ist um so härter, weil du solche, die deine Pflicht besser zu kennen glauben als du selbst, überall finden wirst [sonderbarerweise aber hatte Nietzsche keinen selbstkritisch-tragfähigen Sinn dafür, dass und wieso „alle Anderen“ ihr Glück ausgerechnet im gemeinsamen Tanz nach ausgerechnet seiner Pfeife finden sollten! Schließlich geht es bei dem, was „die Anderen“ sagen und denken um etwas, worum man sich zwar kümmern müsste, aber in Maßen!!]. Es ist leicht in der Welt sich nach der Welt Meinung zu richten [aber wenn Du, lieber Leser, es so, wie Nietzsche, bevorzugen wolltest und gegen den Rest der ihm wenig bedeutenden Welt deine Ansprüche auf an sich unvergleichliche Großartigkeit geltend zu machen betonen willst? - dann gilt wohl:]; es ist leicht in der Einsamkeit unsrer eigenen Meinung [zu] folgen [was Nietzsche sein Leben lang ja auch als „märtyrernder“ Einsiedler, wie jahrelang in Genua unter Fremden zuhauf immer wieder beklagt und bevorzugt hat]; aber groß ist der, der mitten im Gewühl der Welt mit vollkommener Klarheit die Freiheit, die uns die Einsamkeit gewährt, festhält.“ EE.39 Wie Er es tat oder idealerweise maßlos tun wollte!
So weit das, was - allenfalls auf napoleonische Weise zum Beispiel? - möglich gemacht werden kann.
Diese zu Nietzsches Selbstwertgefühl so allzu schmeichelhaft passenden Zeilen hat er Anfang 1882
in fast vollem Umfang
in sein damals aktuelles Tagebuch
übernommen.
9.670
Das belegt in der wortwörtlichen Wiederholung ein weiteres Mal,
wie sehr Emerson
- seit 1861 auch noch 1882
und weit darüber hinaus
bis zu seinem Ende! - bis in persönliche Einzelheiten hinein richtungsweisend
und „lebensnah“ Nietzsches pseudogeistige Entwicklung bestimmte
und bis an dessen so sehr enthemmend veranlagtes „geistiges“ Ende - also auch noch 7 weitere Jahre lang! - für ihn bestimmend bleiben sollte.
Die nächste Emerson-Äußerung, der Nietzsche in der ihm angebotenen Reihenfolge wesentliche Bedeutung zumaß, lautet, ebenfalls aus dem Essay „Selbstvertrauen“ stammend, in seinem Emerson-Handexemplar nur 6 Seiten weiter geblättert:
Lasst uns der glatten Mittelmäßigkeit und der grauenhaften Zufriedenheit der Zeiten mit sich selbst [ihrer
unverklärt gegenwärtigen
Erbärmlichkeit
wegen also!]
die Stirn bieten und unsern Tadel aussprechen [dabei tat Nietzsche selber relativ sklavisch nur das, was ihm seit jüngsten Jahren für alle Zeit zu
fühlen
und zu
beschreiben
von Emerson - „excelsioristisch“ und „excelsioritisch“, höher hinauf! -
vorgeschrieben
worden war!]
und der Gewohnheit, dem Handel und den Beamten jene Tatsache unter die Augen halten
[oder auch „unter die Nase reiben“!], welche das Resultat der ganzen Geschichte ist, dass ein großer verantwortlicher Denker und Handelnder
[den Nietzsche nur allzugern darstellen, „erfüllen“
und
spielen wollte!]
überall ist, wo nur ein [eigenmächtig veranlagter und nicht über sein Selbst hinausdenkender?]
Mann sich regt; und dass ein rechter Mann [ein idealer, ein „Übermann“
gewissermaßen! - ab hier hat Nietzsche etliche Teile der Aussage,
zugespitzt in wenige Sätze, in sein Anfang 1882 aktuelles Notizbuch
übernommen
9.671 und damit gezeigt, wie wichtig ihm gerade dies gewesen ist!
-
dass ästhetizistisch „der rechte Mann“
also]
keiner anderen Zeit noch anderem Ort angehört, sondern [in aller nur denkbaren Selbstmittelpunktlichkeit!]
den Mittelpunkt der Dinge bildet
[was für den ohnehin auf extreme, ja geradezu irrwitzige Weise
selbstmittelpunktlich veranlagten
Nietzsche eine ausgemachte
Bestätigung
und damit eine
riesige Seins-Selbstverständlichkeit
bot!]. Wo er ist, da ist Natur. Er ermisst
[bewertet!]
euch und alle Menschen und alle Begebenheiten [wie Nietzsche dies tat! - Jedoch nach nichts anderem, als nur nach seinen
ebenfalls nur menschlich-individuellen Maßen, zu denen auch erhebliche
Defizite
und Gemeinheiten gehören können!]. Ihr seid gezwungen seine Standarte [eine kleine viereckige, früher von Fürsten geführte Fahne/Flagge, die
seine beanspruchte Führerschaft
bestimmte!]
anzunehmen. Gewöhnlich erinnert uns Jeder in der Gesellschaft an etwas anderes oder [an?]
eine andere Person. Der Charakter, das
[jeweils für einmalig gehaltene?]
Wesen erinnert uns an nichts [und niemanden?]
Anderes. Es nimmt von der ganzen Schöpfung Besitz [so
entsprach das absolut Nietzsches grenzwertverliebtem
Grundverständnis seines Lebens!]. Der Mensch muss so hoch [idealisiert und damit
der Wirklichkeit entrückt!]
dastehen, dass alle Umstände vor ihm unbedeutend sind,
[er sie also so gering schätzen
darf, wie Nietzsche es, an seinen so brünstig herbeigesehnten „Übermenschen“
denkend, für richtig halten wollte gegen alle
„Gegenwärtigen“
und]
- alle Mittel von ihm in den Schatten gesetzt werden. Alle großen Menschen sind und handeln so [aber nur, wenn sie - von „den Anderen“ nämlich! - als „groß“ erachtet werden, dann bewirkten oder bewirken sie etwas aufgrund besonderer
Leistungen
für die Zeitgenossen
- oder auch
gegen
sie! Und das nicht nur in bloßen Behauptungen
mit Worten, wie Nietzsche solches in Emersons Gefolge und Schlepptau tat!]. Jeder wahrhafte
[und redlich idealisierte]
Mann ist eine Ursache, ein Land und ein Zeitalter; er bedarf unendlichen Raum, Zahlen und Zeit, um [wie Nietzsche selbst?]
seinen Gedanken völlig auszuführen; - und die Nachwelt scheint wie eine Prozession seinen Schritten zu folgen.
EE.45
Damit hatte Emerson wieder mal etwas beschrieben, was Nietzsche für sich sehnlichst beanspruchten wollte - und sich trotz - oder gerade wegen? - der Aktivitäten und Betrügereien seiner Schwester nach seinem Tod auch erhalten hat. Typisch für Nietzsche war allerdings, dass er in seiner Anfang 1882 gemachten Notiz zu der oben zitierten Emerson-Stelle die Worte „scheint seinen Schritten zu folgen“ einfach umdeutete und damit zu einer Beschreibung von Fakten machte indem er schrieb:
„Die Nachwelt folgt wie eine Prozession seinen Schritten“ 9.671, - aus dem einfachen Grund, weil das dem entsprach, wie er es verstand, in sich sah und wie er gesehen werden wollte!
Was Emerson geschrieben hatte, war für den jungen und dann - so gut wie nie durch- und überdacht! - auch für den
gesamten Nietzsche jeweils dauerhaft, über alle Ablenkungen hinweg
geltende Offenbarung:
„Die Beziehungen der Seele zu dem göttlichen Geiste sind so rein, dass es profan
[unheilig, un-kirchlich]
wäre, da noch nach einer Vermittlerin zu suchen. Es müsste
[natürlich in superlativ-idealer Weise angenommen]
so sein, dass, wenn Gott spricht, er uns nicht mehr mit einer einzelnen Sache bekannt macht, sondern mit allen Dingen
[das hieße, dass er uns mit superlativster Allwissenheit beglücken,
erschlagen
und drangsalieren würde und müsste? - und]
in der ganzen Welt seine Stimme [in gleichlautend religiöser Einheitlichkeit?
vernehmbar wäre und - so, wie es noch nie geschah!]
gehört würde, dass Licht, Natur, Zeit, Seelen, aus dem Mittelpunkt des gegenwärtigen Gedankens hervorgingen und umherverbreitet würden und dass das Ganze [also rundweg alles und in absoluter Einhelligkeit?]
neu datiert und aufs Neue erschaffen würde. Immer wenn ein Geist schlicht und einfach ist
[was äußerst vage Angaben waren!]
und eine göttliche Weisheit empfängt
[aus Gottes eben unendlicher Gnade heraus und so, wie Nietzsches einfältige Idee von der „Ewigen Wiederkunft“
eine gewesen sein sollte?], dann schwinden die alten Dinge, - alle Hilfsmittel, Lehrer, Leitfäden, Tempel
[vergangene, ungültig gewordene Anbetungsorte]
stürzen zusammen; er [der so Erleuchtete!]
lebt nun und zieht Vergangenheit und Zukunft in die gegenwärtige Stunde. Alle Dinge werden gleichsam heilig durch die Verbindung mit ihm, - eins so sehr wie das andere. Alle Dinge sind hierdurch bis zu ihrem Mittelpunkt hin aufgelöst, und in dem allgemeinen Wunder verschwinden unbedeutende und einzelne Wunder.
[Solche unheimlichen und allerseltensten, über die Gewöhnlichkeit der „Normalität“ hinaus erhöhenden Momente eines wahrheitlichen „Allzusammenklangs“ - mit dem Gefühl alles endgültig verstehen zu können und verstanden zu haben! - hat Nietzsche, wie von der Mutter überliefert ist, als genetisches Erbe von seinem unter still verlaufenden epileptischen Anfällen leidenden Vater aus eigens ererbter und also erlebter Erfahrung gekannt und gelegentlich auch - entsprechend kaum als solche verständlich und von niemandem sonst so vorstellbar! - beschrieben und in speziellen Ausführungen Emersons für derlei eine ihm plausibel erscheinende und dabei als eine ihn bevorzugend erhöhende „Erklärung“ erlebt!]
Dies ist und muss sein.
EE49
Die bei Emerson vorgefundene Formulierung, dass aus der „Beziehung der Seele zu dem göttlichen Geiste“
und daraus eines widersprüchlich bereits totgesagten Gottes „Stimme gehört würde“
führte zu dem - auch Nietzsches Stellung in der Welt beschreibenden -
Gefühl
in
solchen
Momenten „dass Licht, Natur, Zeit, Seelen, aus dem Mittelpunkt des gegenwärtigen Gedankens hervorgingen und umherverbreitet würden und dass das Ganze
[also rundweg
alles!]
neu datiert und aufs Neue erschaffen würde“
EE.49, -
wobei die letzten 7 Worte Nietzsche auf besonders eindringliche Weise das Gefühl vermittelten und nahelegten und ihn zu dem berechtigten, was er dann, Anfang 1889, in seinem endlich erreichten eigenen Gott-Sein tatsächlich erlebte: Nämlich mit
seinen
Ansichten und
seiner „neuen Moral“, die völlig autark nur
in und
mit
ihm
selber
begründet war „alles neu datiert und aufs Neue erschaffen“
zu haben, wie es zum Gott-Sein gehört, auch wenn er da dann lieber Basler Professor gewesen wäre, - denn mit etwas einfach nur rundum zufrieden zu sein ist ihm nie gelungen!
Ein weiterer Abschnitt in Emersons Essay „Selbstvertrauen“
lautet, scheinbar direkt auf Nietzsches persönliche
Erfüllung
zugeschnitten, so dass er sich davon auf besondere Weise angesprochen fühlen durfte und sogar
musste:
„Ich habe harte Anforderungen an mich selbst zu machen und einen vollkommenen Maßstab dafür
[welcher sicher für keinerlei subjektives Empfinden - wenn ein solches denn auf derlei aus wäre! - einen irgendwie gearteten Sinn für Widerspruch gegen sich selber zugelassen hätte!]. Er leugnet den Namen der Pflicht manchem, was Pflicht genannt wird, ab. Aber wenn es mir gelingt
[hier fiel auch Emerson unvermittelt ins von ihm selber berichtende, leidenschaftlich teilnehmende „Ich“!], mich vor diesem
[zuvor genannten „vollkommenen Maßstab“
und mit diesem, wie mit sich selber stets im Reinen]
meiner Schuld zu entledigen, so darf ich mich wohl dem allgemeinen Gesetzbuch
[der allgemein, d.h. der für alle, auch für „die Anderen“ geltenden „Moral“!]
entziehen [um sich selbst zum Gesetz für „die Anderen“ zu erklären?]. Wenn irgend jemand noch denken kann, dass dies Gesetz ein nicht laxes ist, so lass ihn das Gebot desselben [zur Feststellung wie schwierig das war!]
nur einen einzigen Tag befolgen. Und in Wahrheit [diese Weisheit hat sich Nietzsche mit den für ihn typischen Abwandlungen -
und auf ihn persönlich zugeschnitten! - Anfang des Jahres 1882 mit der Angabe, dass er dies auf einer Seite
„57“
gefunden hätte, wo es sich bei Emerson
tatsächlich findet, ohne dabei jedoch zugleich den Namen Emersons preiszugeben, in sein dazumal aktuelles Notizbuch geschrieben und noch jetzt dort, unter 17[38] steht
siehe 9,672: Für diese
aus sich selbst
für sich selbst
entwickelte
Selbstherrlichkeit!]
verlangt es ein gottähnliches Wesen von dem, der sich von den gewöhnlichen Motiven der Humanität los gemacht hat [und sich zu eigen gemacht zu haben, das hatte Nietzsche,
für sich
beschlossen, in die Tat
umzusetzen!]
und es gewagt, sich [fernab vom für alle geltenden „Gesetz“!]
als dem eigenen Wächter zu trauen. Hochherzigkeit, Willenstreue und ein klarer Verstand [von dem Nietzsche sicher war, ihn in Emersons Schlepptau und Fahrwasser
gefunden
und sogar
gepachtet
zu haben und so nun zweifelsfrei zu
besitzen!], das müssen seine Eigenschaften sein, wenn er mit dem rechten Ernst sich selber Lehrer, [bei Nietzsche sogar auch und zugleich der alle und alles wieder gesundmachende Arzt! - sowie]
Gesellschaft und Gesetz sein will, so dass ein einfacher Vorsatz bei ihm eben so viel ist, wie bei Andern die [gleich zu gewichtende?]
eiserne Notwendigkeit.
EE.57
Dazu gibt es von Nietzsches Hand am rechten Rand etliche Zustimmung und Anerkennung verratende Anstreichungen, welche über seine Lebenszeit hinaus
belegen, wie wichtig und bedeutsam ihm
diese
Aussage -
natürlich nur auf ihn selber bezogen und seine Überzeugungen
rechtfertigend! - gewesen ist! In einer Anfang 1882 dazu gemachten Notiz hielt er wortwörtlich, ohne Veränderungen anzubringen und ohne Rücksicht darauf, dass, außer ihm, auch noch
andere
Menschen
mit gleichen Daseinsberechtigungen wie sie für ihn gelten, existieren könnten, fest:
„Es verlangt ein gottähnliches Wesen von dem, der sich von den gewöhnlichen [für „die Anderen“ gelten mögenden und sollenden]
Motiven der Humanität [die Nietzsche auf sich bezogen
nicht gelten lassen wollte!]
los gemacht hat. Hochherzigkeit Willenstreue und ein klarer Verstand [wie Nietzsche sich in seiner Selbstkritiklosigkeit einen solchen großzügigerweise durchaus zusprechen wollte!]: das müssen seine [und damit auch Nietzsches eigenen!]
Eigenschaften sein, wenn er sich selber Lehre, Gesellschaft und Gesetz sein will: so daß ein einfacher Vorsatz bei ihm ebenso viel
[wert?]
ist wie bei Anderen die eiserne Nothwendigkeit. p. 57“
9.672
Das, was
Emerson
oben auf der von Nietzsche
genannten
Seite 57 angeführt hatte, ist für Nietzsche von ganz besonderer Bedeutungsschwere gewesen und sollte
das
für seine - vom beliebigen „Verbrecher“ schwerlich zu unterscheidende -
selbst-herrlich eingerichtete Existenz
auch lebenslang bleiben!
Lasst einen Stoiker aufstehen [einen Menschen von unerschütterlichem Gleichmut, wie Nietzsche sich gerne als einen solchen sehen wollte, obgleich er weit davon entfernt war, ein solcher tatsächlich zu sein, da er - zu eng an Emerson gebunden! - nur geistigen Stillstand, Starrsinn und Hörigkeit übte], damit er die menschlichen Hilfsquellen [die Nietzsche hier bei Emerson abschließend gefunden zu haben meinte!] entdecke, damit er den Menschen sage, dass sie keine niederhängenden Weiden sind, sondern aufrecht stehen müssen und können; dass mit der Übung im Selbstvertrauen [aber nicht daraus nur, denn das ist zu wenig!] ihnen neue Kräfte kommen werden; dass der Mensch das Fleisch gewordene Wort ist [kann das - auch wenn das Wort als Gleichnis für Erkenntnis aus der Bibel im 1. Kapitel des St. Johannis stammt, dort 1.14 - überhaupt als ein sinnvoller Satz betrachtet werden und Nietzsche dies nur nicht aufgefallen ist?
Der Mensch als Fleisch gewordenes Wort? Vor weit mehr als 2000 Jahren mag das noch so, als Ebenbild Gottes aus Ton erschaffen, als
möglich
erschienen sein! Aber nach heutiger und auch Nietzschescher Zeit, nach so viel späterer Erfahrung und erreichtem Kenntnisstand? - Wo doch im evolutionären Verlauf erst einmal der Mensch und in diesem die physischen, psychischen und intellektuellen Fähigkeiten bis zum Wort hin herauszubilden
waren?! - Oder gefiel Nietzsche hier sehr verkürzt lediglich seine eigene
Überbewertung des Wortes?], so dass er [der Mensch des aufgeblähten Selbstvertrauens?]
sich unseres Mitleids schämen sollte und dass wir in dem Augenblick, wo er aus sich selbst handelt, indem er die Gesetze, die Bücher, seinen ganzen Götzendienst und alle [bisherigen]
Gewohnheiten zum Fenster hinauswirft, - wir ihn nicht mehr bemitleiden, sondern ihm danken und ihn hochschätzen, - und der, der solche Lehre erteilt [nämlich „bewaffnet“ mit nichts als dem ihm zur Verfügung gestellten und ihm nun zustehenden „Selbstvertrauen“
in sein
eigenes
Für-Richtig-Halten und in seiner Beschränktheit,
nur das gelten lassen zu wollen, was da bei Emerson zu
lesen
stand!], wird dem Leben des Menschen wieder zu seiner Größe und zu seinem Glanz verhelfen und sein Name wird einen ewigen Klang haben in der Geschichte [auch diese so simpel erscheinende Anempfehlung hat Nietzsche zu eng auf sich selber bezogen: So einer sein zu können, mit so
geringem Aufwand
- mit
seinem
Namen! - zu einem so bedeutungsvoll „ewigen Klang in der Geschichte“
kommen zu können!?
Das
hat Nietzsches ehrgeizigsten Träume beflügelt und ist ihm allemal wert gewesen, sich als Ziel vorzunehmen! Folglich schrieb er
eigenhändig
- man weiß nicht genau zu welcher Zeit, aber doch absolut gesichert
nach
1874, von wo ab er mindestens 30 Jahre alt war! - zusätzlich zu mehrfach kräftigen seitlichen Anstreichungen auch ein deutliches „ego“
daneben, - was letztlich nur so viel bedeuten sollte wie „auch ich bin ein solcher!“, denn dem Kreis der für „groß“ Erklärten wollte er in äußerst unwidersprochener Intensität und noch nicht dagewesenem Maß „zugehören“! - denn der Emerson-Text fährt fort mit:]
Es lässt sich leicht einsehen, dass ein größeres
[ein grenzenloses, ein alle Maße und Vorstellungen
sprengendes
und dem reinen
Größenwahn entstammendes!]
Selbstvertrauen, - eine auf´s neue entstandene Ehrfurcht vor dem, was göttlich ist im Menschen [so also auch in Nietzsche selbst!], - eine Revolution in allen Pflichten und in allen Verhältnissen des Menschen bewirken muss [in Nietzsches Interpretation nämlich um
den Menschen zu überwinden und
mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln
den göttergleichen „Übermenschen“
fördern und sogar „züchten“
5.127
zu helfen, zu
sollen, zu
wollen
und auch moralisch zu
dürfen!]; in ihrer Religion, in ihrer Erziehung; in ihrem Streben; in ihrer Art und Weise zu leben; in ihren Verbindungen; in ihrem Besitztum; in ihren spekulativen Begriffen
[kurz in religiösem „Heil und Sieg“! - Total! - Und das
wieder in ausgelassenster Maßlosigkeit. - Wie immer!].
EE.58f
Nur dann ist der Mensch stark und trägt den Sieg davon, wenn er alles Äußere von sich abtut und standhaft [aber nackt?]
auf eigenen Füßen steht.
EE.68
[Was Nietzsche, der geistig außer in Maßlosigkeiten, nie auf
eigenen, sondern weitgehend unerkannt aber in allem
immer auf Emersons Lebensregeln „gestanden“ hat und mit Hilfe von dessen Anempfehlungen für sich zu erreichen hoffte, dass, wenn er auf alles, was am
Rande
seines vordringlichen Strebens nach Macht und Größe lag,
verzichten
und es gering schätzen würde, dies vordringlich in Erfüllung ginge!]
Nichts kann euch Frieden bringen als ihr selbst. Nichts kann euch Frieden bringen als der Triumpf der Urkraft in euch
[um welche gegebenenfalls heroisch, märtyrerisch und sowohl sieg- als auch verlustreich
mit allen nur denkbaren Tricks und Finten
zu kämpfen
gewesen wäre, - womit es im Handkehrum jedoch auch aus gewesen wäre mit dem erhofften, zuvor jedenfalls in diesem Zusammenhang
erwähnten „Frieden“].
EE.69
Ebenso aufrichtend und stärkend für Großes und sogar superlativ Größtes, weil das leichter zu beschreiben ist, wirkten die folgenden Emerson-Aussagen auf den Ehrgeiz Nietzsches - der schon von seinem zu Hause her unbedingt einmal überragend und evangelisch-superlativ herauskommen sollte, um dann einmal -
mindestens
jedenfalls! -
„ein neuer Luther zu sein“, wie man in der Verwandtschaft meinte, dass man das von ihm doch sicher erwarten dürfe! - Emersons so gemachten Äußerungen wirkten und fielen bei Nietzsche also auf auf einen, von seinem Herkommen her
vorbereiteten
Boden - wie die folgende Äußerung Emersons, beispielsweise, aus dem 3. Essay, überschrieben mit „Vergeltung“, es nahelegte, schließlich war der gesamte Emerson voll von willkommensten Anstacheleien in diese Richtung:
Der, welcher durch Macht
[woher aber diese in anempfohlenem Maße nehmen?]
oder durch Willen
[der Nietzsche durchaus reichlich gegeben war, in enormem Umfang sogar, weit über sein
Können
hinaus - und auch seine
Leidensfähigkeit
dafür war überragend]
oder durch den Gedanken
[daran
schließlich, dass die tatsächlich existierende, schwierige bis unerträgliche,
bloß vorgefundene,
nicht
von ihm erst erfundene
und deshalb zumeist gründlich
verachtete
und zu
verachtende
Menschheit infolge der von ihm in Aussicht genommenen Pläne hinauf und immer höher excelsiorisiert zu einer
Übermenschheit
4.14
zu entwickeln wäre! -
Zu dieser erst
wollte Nietzsche dann - als seiner
eigenen
Schöpfung,
wie Gott am 7. Tag
dann
gewissermaßen, lauthals jubelnd und unbeschwert „Ja“ und „Amen“ singen und sagen! - Derjenige, der eben darin]
groß ist und Tausende übersieht,
[über sie
hinwegschaut
und auch mitleidslos über sie
hinwegzugehen
bereit ist! - der]
hat die Verantwortlichkeit für ein solches Übersehen
[jenen allein nur erstrebenswerten, erhabenen, göttergleichen Blick über Jahrtausende hinweg!]. Mit jedem Influx
[dem Zustrom]
von Licht
[denn Nietzsche hat vieles von seinen
epileptoiden eigenen
Erleuchtungserlebnissen in derlei Beiläufigkeiten bekannt und benannt!]
kommt neue Gefahr für ihn. Hat er Licht, so muss er von dem Licht Zeugnis ablegen
[und es als das Richtigere
rechtfertigend
austauschen -
umwerten! - gegen das, was bislang, von „den Anderen“, von den
an sich
und immer „Wahnsinnigen“
9.471
her,
berechtigt
zu sein
schien!]
und immer jene Sympathie
[im Bereich des unbewiesenen, „bloß
Gefühlten“!], die ihm so
[vor allem
ihm! - nach „den Anderen“ wurde ja nicht gefragt, denn diese hatte Nietzsche, wie Emerson auch! -
nicht
auf seiner „Rangordnung“
10.285
und seiner „Rechnung“, die ihm]
so volle Befriedigung gewährt
[und seine just hervorgehobene „Sympathie“], noch übertreffen
[könnte?]
durch seine Treue gegen die neue Offenbarung des unerschöpflichen
[vor allem
aber eigenen
und an nichts anderem
als an ihm selber orientierten?]
Geistes. Er muss
[in voll einseitiger Maßlosigkeit!]
Vater und Mutter, Weib und Kind hassen
[was Nietzsche als verbindliche Empfehlung dazu verhalf, unverheiratet, ein nur auf sich selber gestellter Junggeselle zu bleiben!]. Er hat alles, was die Welt liebt, bewundert und beneidet? Er muss alle Bewunderung für nichts erachten und sie entkräften
[für ungültig erklären und madig machen!]
durch ein strenges Festhalten an der Wahrheit
[jedenfalls an dem, was Er, Nietzsche, auf totalitäre Weise, dafür
hielt! - Schließlich sollte er, im Frühjahr 1884, auf die selbstgewonnene Weisheit stoßen, dass „nichts wahr“
wäre, und deshalb „alles erlaubt“
11.88
sein dürfe]
und
[dies ausgerechnet?]
muss ein Sprichwort und ein Gegenstand des Auszischens für die Spötter werden
[das heißt,
sich gegen die Anderen
durchzusetzen und Recht zu behalten
gegen
sie; koste es, was immer es wolle!].
EE.75
Es findet sich bei Emerson viel pathetischer Nonsens, der Nietzsche ebenfalls und neben allem anderen
unterschiedslos
unkritisiert und genüsslich ungemein gut
gefallen
hat. Wie zum Beispiel auch der folgende größenwahnsinnige Quark:
„Der Wert des Universums
[was eine völlig sinnlose, d.h. einfach nur tolldreist hirnrissige und unter allen Umständen, wie auch immer,
keinen Sinn ergebende
idiotische Wortzusammenstellung
war, denn inwiefern und
wodurch war Emerson
befugt
- was verlieh ausgerechnet
ihm
eine Zuständigkeit, eine Kompetenz dazu - über den sinnentleerten „Wert des Universums“
eine irgendwie sinnvoll veröffentlichenswerte Aussage zu machen?! Dennoch hat diese Formulierung bei dem
sich sonst so gern und ausgiebig kritisierend gebenden Nietzsche keinerlei kritischen Reflex ausgelöst!
Wer würde sich - als leidlich vernünftiger Mensch! -
anmaßen, sich darüber auszulassen oder gar ernsthaft überhaupt irgendwelche
Gedanken
über den „Wert des Universums“
machen? - Emerson hingegen stellte - und damit auch Nietzsche! - fest: Dessen „Wert“]
besteht [bestünde seiner Meinung nach angeblich]
darin, dass es sich auf jeden Punkt hin erstreckt [was wenig aussagekräftig war und wohl nur verschleiern sollte, wie wenig Ahnung Emerson vom so bezeichneten und auch zu
bewertenden „Universum“
tatsächlich
besessen hat!].
Wenn das Gute da ist, so ist [gegenteilig!] auch das Böse da; wenn die Verwandtschaft (Anziehung?), so die Abstoßung; wenn die Kraft, so die Beschränkung [nur, um dennoch von etwas Großem und Übergeordnetem reden zu können, ohne von dessen Realität auch nur einen blassen Schimmer zu haben!]. Dies ist das lebende Universum. Alle Dinge sind in der Moral begründet [aber „Moral“ und „Universum“? - Was haben die miteinander zu schaffen? Für Nietzsche jedoch war das auf längere Sicht hin Grund genug für sein höchst eigenes Weltbild und „Wertesystem“ auch unbedingt eine höchst eigene, d.h. selbstgebraute „neue Moral“ erfinden zu müssen, - um die er jahrelang qualvoll, d.h. gequält und märtyrernd verlegen gerungen hat, sie als etwas ihm ureigens Eingefallenes festzusetzen und für künftig gültig sein sollend zu erklären, womit ihm überdies ein Recht gegeben sein sollte, sich unglaublich herablassend gegenüber dem Nietzsche doch haushoch überlegenen Denker Immanuel Kant (1724-1804) auszulassen! -
Nietzsches Notizen aus den 1880-ger Jahren wimmeln nur so von „Moral“ und „Moralität“ als menschliche Vorurteile!]. Dieselbe Seele, die in uns Gefühl ist [ohne in umfassenderem Sinn und Zusammenhang über den dabei zutage gebrachten Schwachsinn nachzudenken! - wäre] außer uns Gesetz [was als philosophischen Grundsatz zu nehmen doch wohl nicht ernsthaft angehen konnte! Aber Nietzsche hatte sich, in seinem Emerson-Exemplar, unter vielem Anderen auch diesen Satz als für ihn wichtig und richtungsweisend unterstrichen!].
Wir fühlen ihre Eingebungen; da außen in der Geschichte aber können wir ihre verhängnisvolle Macht sehen.
EE.77
Auch dieser Satz ergab keinen Sinn. Auf
Gefühltem
basierte das alles, ohne sich aber die Mühe zu machen, darüber einmal mit
realitätsbezogener Vernunft
und unter fairem Einbezug „der Anderen“ nachzudenken!
Im nächstfolgenden Essay, „Geistige Gesetze“
betitelt, hatte Emerson -
speziell
für den alles auf sich selbst beziehenden Nietzsche etwa? - so schien es diesem jedenfalls! - geschrieben:
„Jeder muss seinen eignen Maßstab anlegen. Es ist eine universale Maxime
[ein allgemeingültiger Grundsatz!]
und wohl des [auch ganz allgemein geltenden?]
Annehmens wert, dass ein Mann die Freiheit haben darf, die er sich nimmt [einfach so nach Lust und Laune, wie Nietzsche sich das zu eigen nehmen wollte, oder unter der Bedingung nur, dass er „den Anderen“ das Gleiche zubilligt und der Ausgleich der Ansprüche in
gegenseitigem Respekt
voreinander erfolgen kann?!]. Nimm den Platz und die Stellung ein, auf die du ein unfragliches Recht hast
[aufgrund deiner
Leistung? - deines
Verdienstes? - oder deines
Willens
nur? - und vor
wem? - oder
was? - wäre dies als
anerkennende und
rechtfertigende Instanz
zu
erringen?]
und alle Menschen werden sich darin finden
[tatsächlich? - das dürfte doch, darüber in weit gefassten Zusammenhängen
nachgedacht, auf`s Höchlichste zu bezweifeln - und im Zusammenhang mit Nietzsche selber sehr gegenteilig sogar
bewiesen - sein!]. Es muss Ordnung in der Welt sein
[die aber
wer - welcher Gott oder Autokrat oder Terrorist
- bestimmen kann, darf, sollte? - weil es schwerlich angehen kann, dass das
Ergebnis
dann, beispielsweise,
ausgerechnet
Nietzsches „Ordnungssinn“ entsprechen müsste?]. Das Anlegen des eignen Maßstabes an die Dinge
[denn
das
war etwas, was Nietzsche ins Auge stach und ihm immer wieder höllisch gefallen wollte! Weil daraus folgen sollte, dass Er - wie Lord Byrons erz-romantischer „Manfred“! - niemandem mit irgendeiner Begründung seines Tuns Rechenschaft schuldig
sei! - das]
lässt im Manne immer eine tiefe Sorglosigkeit zurück
[die bei Nietzsche in der Nichtbeachtung „der Anderen“ sich den
Raum schaffte, der dazu - außer der zu erbringenden Gewissenlosigkeit und Bereitschaft zur Gewaltanwendung! - nötig
ist!]. Held oder Fasler
[was ja wohl - gerade hinsichtlich der „Moral“, um die es Nietzsche angeblich doch gegangen war! - einen nicht außer Acht zu lassenden
Unterschied ausmachen müsste!], die Sache bleibt dieselbe.
[So machte Emerson es dem selber nichts realistisch beurteilen und auch diese Phrase nicht kritisch genug angehen könnenden Nietzsche vor und besonders leicht:]
Der Maßstab, den du selbst an dein Tun und Sein legst
[naturgemäß mit dir selbst weit öfter im Reinen als im Widerspruch!], wird sich gewiss immer daraus ersehen lassen, ob du dies
[dein geheiligt-bewundertes
Selbst und dein nur ungern kritisch sich hinterfragen lassendes]
Tun und Sein gern umgehen möchtest und deinen Namen verleugnen [wirst?], oder ob du [dich selbst nur allzu gern überschätzend und maßlos parteiisch mit Dir selber gesinnt!]
dein Werk an der konkaven Sphäre des Himmels sichtbar werden lässt, wo es eins ist mit dem Umlauf der Sterne.“
EE.112f
Was für Nietzsche dann, ab 1882, damit gleichzusetzen war, dass
seine
Moral darauf beruhen sollte, dass er das, was er
wollte, entschlossen war, tausendfach und unendlich weit und oft - bis in alle gegebenen und möglichen Ewigkeiten hinein! -
immer wieder tun wollen wollte!
Diese Gleichsetzung seiner Absichten und Wünsche mit der „konkaven Sphäre des Himmels“ ist für den überaus ehrgeizigen Nietzsche eine begeistert anzunehmende Verheißung und eine unwiderstehliche Verlockung zu Großem und Größtem gewesen! - Derlei zu lesen und anempfohlen zu bekommen, musste in einem, welcher, wie Nietzsche, auf superlative Weise in Richtung „Ehrgeiz bis zum Defekt“ NR.320 auf Ruhmsucht gepolt und veranlagt war, als etwas ganz „natürlich“ in den Bereich des Möglichen Gerücktes, die höchsten Hoffnungen des Machbaren wecken! Auch wenn, gerade bei ihm, die Frage seiner Befähigung dazu gar nicht gestellt worden war! - Folglich beschrieb Emersons großartig in Anspruch zu nehmende Himmels-Sphären-Methapher - Nietzsches Ende schon vorwegnehmend! - dessen anstandshalber nur aus verkniffenem „Privategoismus“ zustande gekommenes Gott-Sein anstelle der vergleichsweisen Bedeutungslosigkeit eines krankheitshalber außer Dienst gestellten Basler Professors: In scheinbar nur allzu nahe liegenden aber doch unvergleichlich überhöhten universalen Dimensionen, die er für sich anerkannt und reklamiert sehen wollte, indem er irgendwann zwischen 1874 und seinem „geistigen Ende“ im Januar 1889, sein „Ecce homo“ - seht diesen Menschen! - im Sinne von
„das bin ich“ daneben schrieb.
***
Mehr soll hier über die für Nietzsche durchaus nicht letzte Emerson-Vision hinaus in dieser kurzgefassten Darstellung seiner
Emerson-Abhängigkeit, von welcher hier nur
andeutungsweise
und in ihren Anfängen die Rede sein kann, aber
Nietzsches Schicksal und seinen gefühlt-notwendig darauf abgestimmten Lebenslauf auf unglaubliche Weise beeinflusste, nicht vorgebracht werden, - auch wenn die Beispiele an dieser Stelle, also der Emerson-Seite 113 von insgesamt immerhin doch 448 Seiten, also nur rund gerechnet ziemlich genau 25% vom Ganzen ausmachen! In der chronologisch zusammengestellten Nietzsche-Biographie mit dem Titel „Also schrieb Friedrich Nietzsche“ wird
sehr detailliert auf seine Identifikations-Krise mit Emerson eingegangen und dazu werden auch alle nötigen und möglichen Nachweise angeführt.
Dieser kleine Einblick in die in wesentlich größerem Umfang
tatsächlich bestätigten
Beispiele zum Einfluss Emersons und zu dessen „Vorarbeit“
in der „Schulung“
von Nietzsches
„Geist“
als einem Vorkämpfer für den „Übermenschen“, gibt also nur einen ersten und einführenden
Eindruck
von dem, was dazu in aller Ausführlichkeit über mehr als 100 Seiten hinweg
notwendigerweise
vorzubringen, zu erklären und in meinem Buch über Nietzsche mit Tatsachen-Beispielen zu belegen war.
Ausgehend von Emersons hier angeführtem, im Jahr 1861 in Nietzsches nach kolossaler Geltung so sehr
bedürftigen
aber auch
begierigen,
ins aktuelle „Blickfeld seiner Aufmerksamkeit“ geratenen Möglichkeiten eines verführerisch hingemalten Zustandes
kosmischer Verklärung, war es für Nietzsche bis Anfang 1889 ein knapp 28 Jahre in Anspruch nehmender „Weg“, über vielerlei sich auch lächerlich widersprechender, immer jedoch sich philosophisch
gebender
und bei recht oberflächlichem Blick, auch so
wirkender
Rechtfertigungsversuche, bis er dann schließlich - im Moment seines „geistigen“ Zusammenbruchs mit nachfolgend endgültiger Verblödung! - angekommen war in der Selbsteinschätzung der ersten Januartage 1889, in denen er sich so grenzwertig unüberschreitbar superlativ wie ein Gott
fühlte
und „dachte“, dem
wäre wirklich so: Als
Ergebnis
und
Ziel
der beschreibenden Vorwegnahme durch Emersons Leitfaden und Lebensgrundlage für Nietzsches vielschreiberisches Tun und Schaffen: Er also! - eins geworden „mit dem Umlauf der Sterne“
EE.112f
wem wäre dergleichen je versprochen worden? - am konkaven, sich vor allem aber nur um ihn selber herumdrehenden „Firmament“! -
Was war das für eine irre - tatsächlich aber und zu wessen Nutzen eigentlich zu erstrebende
und zu bewundernde? - ausschließlich aus dem eigenen Lebensbereich heraus nur zu bejahende und ja auch tragische
Existenz?
Das zu erklären und bis in verzweigte Einzelheiten nachweisend vorzuführen, war der Antrieb, der dazu führte, Nietzsches gewissermaßen „geistige“ Lebens- und Leidensgeschichte im Gegensatz zu den herkömmlichen Überschätzungen seiner
in freier Entscheidung immer in Emerson-Nähe gehaltenen und befindlichen Worte und „Taten“ als wundersamer Prophet künftiger, zuvor nie dagewesener Denk- und Gehirnakrobatik anschaulich zu machen! Was an ihm wirklich neu
war, stellt sich dabei als eine wilde Folge von im Bereich der Philosophie zuvor nie geleisteten Maßlosigkeiten und Verdrehungen heraus.
Friedrich Nietzsche als „großer Philosoph“ - im Schlepptau von Emersons
Vorgaben
bis ins Wortwörtliche hinein und das bis an sein „denkerisches“ Ende? - Hält das dauerhaft kritischem Hinterfragen stand?
Ausgehend von der für Nietzsches „Geist“ nun einmal festzustellenden
Tatsache einer
intensiven
und nicht auszulöschenden, hoch und empfindlich tief gehenden
jugendlichen Emerson-Infektion, die auf absolut nicht „normal“ zu nennende Weise zwangsläufig und
nachweisbar verbunden war mit einer lebenslangen Dominanz von Emersons Wertungen und unrealistisch übertriebenen Forderungen für Nietzsches gesamtes Tun und Handeln, erschließen zu seiner Beurteilung -
insbesondere als Denker und Philosoph! - völlig neue Einsichten und Zusammenhänge als
zeitgemäße
Beurteilungs-Grundlagen, die auf längere Sicht nicht außer Acht zu lassen sein dürften und für den aktuell zu nennenden Wissens-Stand über Nietzsche somit auf Dauer auch nicht wirkungslos bleiben werden.
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Von Christian Georg gibt es dazu auch eine kleine 50-seitige Schrift mit dem Titel:
Zu Friedrich Nietzches Fakten
Psychologische Aufklärung über einen angeblich großen Philosophen.
Darin werden die Grundlagen der notwendigerweise neuen Betrachtungsweise dessen, was Nietzsche als seine „Philosophie“ verstanden haben wollte, zur
Einführung
in die umfassende Betrachtung der Hintergründe seiner Existenz dargelegt.
Dazu gesellt sich noch die auch als Buchausgabe erhältliche druckbare Version der Website mit dem Titel
„16 Schlaglichter auf weitgehend unbeachtete Hintergründe zu
Friedrich Nietzsches „Philosophieren““
um sich, wenn man möchte, darin und dazu eigene Anstreichungen und Notizen zu machen.