Nietzsches Folgen

 Nietzsches Folgen


Um mit Friedrich Nietzsche (1844-1889/1900) „zur  Sache zu kommen“, ist auf nichts anderes nutzbringend Bezug zu nehmen, als auf das, was er nachweislich selber geschrieben und was sich, - als solches erwiesen! - auch erhalten hat!  Seine von Grund auf für „philosophisch“ gehaltene Existenz wurde genau genommen durch zwei „Tode“ beendet.  Einem frühen „geistigen“, Anfang 1889 und mit gut 11 Jahren Verzögerung dann - nach einem hilflos verblödeten „Sich-selber-Überleben“ als ermärtyrerisiertes „Opfer“ seiner selbst und als „überlebende Devotionalie“, d.h. als ein Andachtsgegenstand, der sich zuletzt, nach dem Tod seiner Mutter, von April 1897 bis zum 25. August des Jahres 1900, im Besitz seiner 2 Jahre jüngeren Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche befand.

Dank ihr, an der sich allerdings sein Hass auf seine - im Vergleich zu seinen Visionen als schandbar unbedeutend empfundene! - Herkunft aus bloß einem Pfarrhaus mit früh verstorbenem Vater niederschlug, geriet, von dieser Schwester betrügerisch unterstützt sein Streben nach unbeschreiblicher Größe - aus vorwiegend kommerziellen Gründen für ihre aufwendige, einem gewissen Größenwahn geschuldete Lebensgestaltung und Haushaltung! - zu einer angebeteten, irrealen, vollkommen überzogenen „Wirklichkeit“.   Diese jedoch konnte nach dem Tod der Schwester 1935 und 10 Jahre drauf dann dem Ende der nationalsozialistischen Tyrannei 1945, die ihn gut zu ihr passend okkupiert hatte, bei zunehmender Kenntnis der wahren Inhalte seines „Denkens“ einerseits und andrerseits der wahren Verfälschungszwänge, zu denen seine Schwester sich zum ewigen Erhalt „seiner mythischen Bedeutung“ veranlasst gesehen hatte, zwangsläufig, wie von ihm und ihr und vielen anderen, die ihn aus nutzbringenden Gründen anhimmeln wollten und noch wollen, eigentlich gewünscht, nicht von ewiger Dauer sein.


Aus der Überfülle der Sekundärliteratur zu Nietzsche lassen sich nur recht gelegentlich in sehr seltenen Fällen belastbare Erkenntnisse über den eigentlichen Nietzsche gewinnen.  Dies vor allem

 a) wegen der ihr eigenen Uferlosigkeit und

b) wegen der dabei regelmäßig zutage tretenden, stark subjektiv überfärbten und zumeist zur Anbetung ermuntern wollenden fremden „Individualitäten“, weil sich diese nur allzugern darum bemüht haben, das, was Nietzsche ihrer Meinung nach gemeint haben könnte, mit ihren eigenen, aber oft von diesem fort, recht weit ins Abseits führenden Ansichten in Einklang zu bringen!

In solchen Veröffentlichungen ist weit mehr über die „Fremden“ und deren eigenen Absichten, als jeweils über Nietzsche selbst etwas zu erfahren; - es sei denn, es geht, was jedoch eher selten ist, um nüchterne Analysen dessen, was Nietzsche wortwörtlich selber zu Papier gebracht, für gut befunden und deshalb auch, weil er zumeist unbehaust „auf Reisen“ war, mit nicht unerheblich dafür zustande gebrachtem Aufwand, aufbewahrt hat und auf diesem Wege dann etlichen Gefährdungen durch nachträgliche Verfälschung ausgesetzt gewesen ist, aber eben erhalten blieb.  Dieses Material ist es, was zu einer heutigen nüchternen und unparteiischen Beurteilung des wirklich gewesenen Nietzsche noch zur Verfügung steht - und nur an dieses kann sich ein Darstellungsversuch des eigentlich urspünglichen und angeblich Neues begründenden „Philosophen“, der er genau genommen nicht war, mit entsprechenden Nachweisen der Zitate, halten.

 
Weitläufige philosophische Interpretationen dessen, was aus Nietzsches angeblichen Erkenntnissen für Schlüsse zu ziehen sind oder wären, müssen jedem und jeder, je nach dem, was interpretierend daraus zu machen gefällt, oder auch nicht, den betreffenden Initianten also, freizügig überlassen bleiben:  Derlei hat jedoch mit Nietzsche selber zumeist herzlich wenig zu schaffen!


Für mich, den Verfasser dieser Website wie auch des E-books „Also schrieb Friedrich Nietzsche“, ging es mit und bei Nietzsche nie wirklich um das, was andere in ihm sehen wollten und auf jeweils eigene „philosophische“ Weise von ihm für angebahnt oder gar für vollbracht gehalten haben, sondern ausschließlich um das, was in Nietzsches Texten, Aussagen, Visionen, Hoffnungen, Selbstdarstellungen, Erfindungen und Verfälschungen unmittelbar und direkt enthalten und zum Ausdruck gekommen  ist, und/aber in den seltensten Fällen nur in ihrem vollumfänglichen Zusammenhang und vollem Ausmaß bekannt geworden ist.

 Weit hinausgehend  über das von ihm wörtlich Ausformulierte, ist aus und über Nietzsche - und das in der Mehrheit der Fälle von Nietzsche her vollkommen unbeabsichtigt! - viel mehr zu erfahren aus seiner Wortwahl, dem dazugehörigen „Warum-Überhaupt-gemacht“ und angetönt auf die ihm eigene Weise!   Das  nämlich sagt gewöhnlich über jeden Verfasser sehr viel und oftmals sogar erst das Eigentliche aus, wenn man es nach allgemein-gültigem, menschlichem und vielleicht sogar „allzu-menschlichem“ Verständnis, d. h. passend zu einem „normalen“, in einem menschlichen Miteinander gründenden Verhalten, betrachtet.

So fraglos auch diese Website hier, die sich in nichts von diesen allgemein gültigen Gegebenheiten und Bedingungen unterscheiden kann und soll!


 Etwas derartiges hat es allerdings für Nietzsche selber nie gegeben, denn stets war er nur allzu versucht einen großen, nicht unerheblichen oder gar vollkommen überzogenen Abstand zwischen sich und „den Anderen“ zu beanspruchen und zu behaupten! - Der elementarste Unterschied zwischen sich und „den Anderen“ wurde von ihm - quasi von Geburt her! - vorausgesetzt und schien ihm real auch gegeben.  Aber nach den nun mal auf Tatsachen und nicht auf vermeintliche Götterfiguren zu beziehenden Gegebenheiten dieser Welt ist doch wohl davon auszugehen, dass auch Nietzsche „nur ein Mensch“ und nicht irgendetwas über dessen Art und Weise unendlich weit Hinausgehendes und damit etwas vollkommen, quasi-Göttliches und deshalb völlig „Unvergleichliches“ gewesen wäre!

Das bedeutet:  Inwieweit ist das, was Nietzsche geschrieben hat und uns als allein in  durch ihn geformte Fakten überkommen ist, vor allem im Zusammenklang mit dem zu seiner Zeit wie auch dem heutzutage gültigen „Kenntnisstand über die ihn sowie auch uns umgebende Welt“ noch und überhaupt von Bedeutung und „Gültigkeit“?   Vor allem für Menschen „innerhalb“ der „Gauß’schen Glocke menschlicher Normalverteilungen“! - Sind  seine Folgerungen und die daraus zu ziehenden Schlüsse noch allgemein überzeugend? - Und nicht nur noch, - sondern wie stand es damit bereits zu seiner Zeit? - Sind sie das je gewesen?


Kürzer aber auch abstrakter ausgedrückt ging es mir vorrangig um Nietzsche an sich“, um das, was ihn ausgemacht hat! - Um ihn, nüchtern auf sich selbst gestellt, auf sein „So-sein-wie-er-nun-einmal-war“ sowie auch auf sein damit eng zusammenhängendes „Warum“ - unter dem Gesetz, nach welchem Er - wie alle anderen ja auch mit den gleichen Rechten und Pflichten, die auch für „die Anderen“ gelten können und müssen, in der nun einmal bestehenden Welt - angetreten ist-  Ohne ausgerechnet seine An- und Absichten als besonders berechtigt ansehen zu müssen!  Eingerechnet jeweils die vielfach wechselnde „Logik“ der Verfasstheit seines „Geistes“ und seiner „Seele“ in  seiner Erlebniswelt, - sowie auch seiner Umwelt, die ihn hervorgebracht, geformt und möglich gemacht hat - so dass seine „Wirklichkeit“ als das erscheinen kann, was Er einerseits tatsächlich war und für was man ihn andrerseits - seinen sehnlichsten Wünschen entsprechend! -  genommeneingesetzt und gehalten hat!


Zu hinterfragen sind dementsprechend seine Grundlagen, sein Können, seine angemaßte „Legitimation“, d. h. seine tatsächliche Verantwortlichkeit und Stellung zu und gegenüber „den Anderen“, zu den Menschen neben ihm, die nun einmal - mit genau gleicher Berechtigung wie er! -  ihr  Leben, in welches sie - mit jeweils ihrem „Erbe“ versehen! - zweifellos zu genau den gleichen Bedingungen wie Er geraten waren und es fristetenbeherrschtenerfülltenerlitten  oder auch zu feiern vermochten.


Diese Gesichtspunkte vorausgesetzt, ist Nietzsche zweifellos auf sehr andere Weise als auf seine gekonnten und überraschenden Formulierungen hin zu lesen, denn in allem ist zu bedenken, in wie weit der „Logik“ seiner hinterlassenen Aussagen - nicht nur noch, sondern seit eh und je! - zu trauen ist und zu trauen war, oder - kritischer! - welche Anlässe ihn überhaupt dazu getrieben oder verleitet haben, das, was er geschrieben hat, eben genau so zu verfassen wie er es in den wechselnden Situationen und Phasen seines Lebens in allgemeinverständlich sein müssenden und so aufzufassenden Aussagen tat, denn das alles gestaltete sich nicht geradlinig und dauerhaft durchdacht, sondern auf erhebliche Weise in wechselhaft-widersprüchlichen AnwandlungenStimmungen und Launen, die sich, abhängig von seinen bipolar schwankenden Gefühls- und Seelenlagen - auch für ihn vielfach unvorhersehbar! - einfach nur ergeben haben.


Das bemühte, zum Teil wohl auch quälende und ihn gequält habende Warum“ war es, unter dem die Aussagen Nietzsches prüfend zu beurteilen, zu „bewerten“ und auch - „den Anderen“ gegenüber! - zu  gewichten sind, weil in alldem seine Wertungen, seine unbewusst und somit  unbenannt gebliebenen Neigungen und AbneigungenVorlieben und Vorbehalte verankert und  überliefert und deshalb mit-zu-bedenken sind:  Inwieweit sind sie für „voll“ oder weniger als das zu nehmen?  So weit muss das Nachforschen bei so gut wie jedem der Worte, die er benutzte, gehen.


Die dafür von mir zu erfüllenden Voraussetzungen waren, so viel wie praktisch möglich ist, an „Wissenswertem“ und Einzubeziehendem über das „Faktum Nietzsche“ mit allem Drum und Dran auf einen für jedermann nachvollziehbaren Prüfstand zu stellen!  Das hieß vor allem, sich auf empfindsam nachfühlbare Weise von so gut wie allen inzwischen geläufig, eingefleischt - „einverleibten 2.507, wie er das nannte! - und verbreitet scheinenden Urteilen über Nietzsche möglichst frei zu halten und so gut wie nichts unkritisiert hinzunehmen, was - bis zum Jahr 1960, dem Antrittsjahr meiner Beschäftigung mit Nietzsche! - wie auch das, was danach - gleichsam „immer noch“ - über ihn in Umlauf war, kam, beziehungsweise dazu geführt hat, es zu sein.


Da gab es für Nietzsche zuerst einmal eine von der Schwester sehr früh schon zur unbedingten Selbstverständlichkeit erzwungene und durch nichts zu bekrittelnde, in sehr engem Kreis um ihn her immer schon betriebene ungut allzu selbstmittelpunktliche und unvermeidbare Überschätzung seiner Existenz:  In jedem Fall gab es da eine dick aufgetragene Lobhudelei, die ihn mit etlichen Superlativismen und begeisterter Lust nach Anbetung, in eine übermäßig respektierte Wolke der Sonderstellung hüllte, die aber abzutragen war; - denn diese superlativisch künstliche, ans Religiöse grenzende „Schutzschicht“ sollte - auch da, wo sie in vielerlei Hinsicht durchaus und offensichtlich für jedermann unberechtigt erschien! - verhindern, einen ungetrübten Blick auf das zu werfen, was unter dem mit superlativ überladenem Flair des „Geheiligtseins“ dringlichst  verborgen bleiben sollte.


 Das bloß Existenzielle der Figur Friedrich Nietzsche ist in seiner Tatsächlichkeit als lebender, sich mit seiner Umwelt herumplagender Einzelgänger in seinen Auseinandersetzungen mit weitgehend unrealistischen Ambitionen, denen allen ein übertriebener Hang zu Großem und Größtem anhaftete und darin durch nichts und von niemandem zu überbieten sein sollte, d. h. in einem mit Zweifeln behafteten Dunst von maximal unerreichbarer Sonderstellung zu ergründen.  Immer wieder hüllte oder erhob Nietzsche sich in höchste Zusammenhänge, die ihn aber, wenn er - und seine Bewunderer! - darüber nachgedacht hätten, gar nichts angingen und angehen konnten, weil er - als ein Menschder auch er schließlich „nur“ war! - dafür nach jedwedem „vernünftig-gesunden“ menschlichen Ermessen in den ihm vorschwebenden Umfang gar nicht zuständig sein konnte, - wie zum Beispiel seine im Sommer oder im Herbst 1883 bereits festgeschriebene Absicht, „mich als Vollender zu schauen 10.487  [aber als alles abschließender „Vollender“ von was? - von der Evolution - hin zum Übermenschen? - denn dieser war zuletzt Sinn, Inhalt und letztliches „Ziel“ seiner „Lehre“! - so jedenfalls war es von ihm zu der Zeit gemeint!  Oder vorher schon, in gleicher Überhebung, sich über „Die Lehrer vom Zweck des Daseins FW1, 3.369  auszulassen.  Grad so, als ob ausgerechnet Er von deren „Aufgaben“ - bezüglich eines „Daseins-Zweckes“! - das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! - insgesamt auch nur das Geringste verstehen könnte oder gar verstanden hätte.  

   

 Solch seltenen Gelüsten zu  entrinnen  oder gar zu  entsagen ist ihm nie in den Sinn gekommen und ihm so gut wie unmöglich gewesen, weshalb es zu derartig irrsinnigen Notizen - sie zu machen und sie auch aufzubewahren und teilweise sogar zu veröffentlichen! - überhaupt gekommen ist; - obgleich solche in einem Menschenleben nur in Form recht banaler, nämlich realitätsferner bzw. krankhafter Zusammenhänge wirklich erklärbar sind, denn ihnen fehlt jede Befähigung zur Verwirklichung, kurz jederlei allgemein  stimmige Gültigkeit und Realität auch außerhalb seines Seins!


Unter den genannten Umständen hat es sich übrigens als günstig erwiesen, damals - vor der Begegnung mit Nietzsche schon! - als Zufalls-Bekanntschaften unter etlichem, hier nicht weiter herauszukehrenden Anderem, nur diejenige, der von Nietzsche unter beabsichtigtem Vorsatz sehr geheim gehaltenen 20 „Essays“ des amerikanischen Predigers Ralph Waldo Emerson (1803-1882) gemacht zu haben, weil diese ein wesentliches Element des Einwandes ergaben gegen vieles, was in der vorweggenommenen Bekanntschaft wirkte wie ein Zauber- oder Universal-Schlüssel zu vielfach auffallenden Ungereimtheiten in Nietzsches „Erkenntnissen“, die keine waren, - was in seinem vollen Ausmaß allerdings erst im Laufe der intensiveren Beschäftigung mit ihm immer deutlicher hervortreten sollte und von Anfang an - auch nur Ahnungsweise! - gar nicht abzusehen gewesen ist, allerdings vom erhaltenen Inhalt seines Emerson-Handexemplares, das in Weimar einzusehen war, vollauf bestätigt wurde.


 Durch die  im Grunde unbeschwerte und unbeabsichtigte Vorkenntnis von Emerson wurde bei detaillierterer Analyse an Nietzsche vieles, ja eigentlich sogar überhaupt alles erst, wenn auch in anderem Zusammenhang und aus anderen Ursachen - als schon mal dagewesen - als „bereits bekannt“ und folglich als, wenn auch ohne echtes Bewusstsein dafür, befolgt, ausgeführt und erfüllt worden  - erkennbar, erkannt und in einen verständlichen Rahmen gerückt! - Denn Vieles erscheint in Nietzsches Erleben in vorweggenommener Kenntnis von Emerson her als eine ihm bekannt gewesene, bewunderte, nachahmenwerte“ und vorgeformte „Tatsächlichkeit“, deren Zweifelhaftigkeit von Nietzsche nicht realitäts-gerecht beurteilt wurde und deshalb als so unmäßig lebenslang bewundert, verehrt, nachahmenswert empfunden werden konnte:

Auf dass es erfüllet werde“,

bei einem erheblichen Mangel an eigener Beurteilungs- und Erfindungskraft! - Jedenfalls nachweislich in seinem Kern und Ursprung nicht von und aus Nietzsche kommend, nicht als in ihm entstanden, entwickelt und erdacht, sondern als fremdes Gut benutzt erwiesen! -

Da Nietzsche nicht in der Lage war, sich - auf eigenem Mist gewachsen! - dergleichen auszudenken und damit als Eigenstes nicht noch einmal so überraschend und beeindruckend daherzukommen vermochte, wie es zuvor den Anschein hatte, beim 1. mal, aber eben nicht mehr als von Nietzsche ausgehend, sondern schon einmal, bei Emerson, gelesen gehabt!  Das bewirkt, sehr im  Gegenteil, das bei Emerson bereits Vorgefundene wiederzufinden - als etwas, das der Freigeist Nietzsche nachweisbar lebenslang anhimmelte und sklavisch befolgte.  Das führte - als eindeutig fremdbestimmt - zu der Frage:  Wieso und aus welchem Grund kommt - ausgerechnet dies alles mitsamt etlichen pikanten Details! - bei einem „Freidenker 11.558, der Nietzsche doch immer so betont, vorherrschend und geradezu ums Verrecken gewesen sein wollte und als welchen er sich so gerne rühmend herauszustellen liebte, schon und wieder vor und warum erhält bei ihm - und für ihn! - ausgerechnet dies und das in so emersonscher Prägung, einen so hervortretend lebenbestimmenden Stellenwert“?

 

Verständlicherweise mussten so angelegte Fragestellungen zu gründlich unternommenen Tiefenschürfungen in Nietzsches vielfach brüchigen, vielschichtigen, eine Unmasse von Widersprüchlich-Unbekanntem verdeckenden „Text-Ablagerungen“, zu bisher verborgen gebliebenen, fundamental unteren Schichten führen, die bisher nicht in vollem Umfang allgemein zugänglich und bekannt geworden sind und sein bisheriges „Bild“ deshalb zu wenig beeinflussten, prägten und weiterhin prägen!


Die unbelehrbare Verherrlichung Nietzsches, besonders durch seinen ersten, wenn auch nur „ansatzweise“ wirksamen Biographen Richard Blunck (1895-1962), denn dieser stilisierte Nietzsche, auch wenn seine Darstellung umständehalber nicht über Nietzsches „Jugendschriften und Studienjahre“ hinausgelangen sollte - selbst nach der in den Jahren von 1933 bis 1945 gerade abgelaufenen weltweiten Herrenmenschen-Katastrophe in seinem bereits 1953 herausgegebenen  Vorwort zu seiner Biographie von Nietzsches „Kindheit und Jugend“ - noch und schon wieder! - als ein ungemein siegreich zu erachtendes „ungeheures Kraftfeld“, von dem angeblich - und jedenfalls für diesen damals immer noch! - „Erschütterungen ausgehen, die weit tieferer Natur sind [wären! - denn es waren nur Stimmungen!], als dass man ihnen beikommen könnte mit dem Fangnetz des Verstandes allein“.

 Auch Blunck hatte sich im Wust des nicht ausreichend Durchdachten bei Nietzsche verfangen und war vor dem insgesamt doch recht Unverständlichen, nämlich zu seiner Zeit noch nicht ausreichend aufbereiteten Stoff lieber in Anbetung verfallen, als sich zu der Zeit in einen vielleicht auch noch gar nicht möglich gewordenen, in befriedigender  Weise darstellenden und vor allem nicht ausreichend viele Nachweise zu erbringenden kritischen Diskurs begeben zu können.

So kam es bei ihm zu den quasi-mythisch verklärten Erschütterungen“ sowie zu der hinterhältigen Darstellung des „Verstandes“ als ein „Fangnetz“ gegen „höhere Mächte“, Anhimmelungen, Devotion und auch gegen die Vernunft“? - Die waren seinerzeit, von Nietzsche ausgehend, aus Wahnsinns-Aufwallungen  hervorgegangen, die man  als solche nicht anerkannt und genannt sehen wollte und deshalb seiner ihm unterstellten „Genialität“ in die Schuhe schob! - Passend dazu fand Richard Blunck es richtig, seinen Lesern über Nietzsche, - immer noch maßlos unkritisch von diesem angetan! - weiszumachen, „eine solche [nirgends wirklich nachweisbare subjektiv verankerte] Wahrhaftigkeit aber [wie Nietzsche sie geboten hätte!], ist keine Eigenschaft des sammelnden Wissens und ordnenden Verstandes, so wenig sie ihrer entraten mag, [tatsächlich aber vollumfänglich entraten hatte!]  sondern eine der sittlichen Persönlichkeit, der Tapferkeit des Herzens und der Unerschrockenheit und Unermüdlichkeit des [etwa nur und ausgerechnet Nietzscheschen?] Geistes [welcher sich aber in seiner subjektivierten Selbstverliebtheit und seinem Allmachts-Gebaren über alles hinweggesetzt hatte, was ihn mit den nun einmal unleugbar und gleichberechtigt neben ihm vorhandenen „Anderen“ hätte verbinden  können, so dass der Unbelehrbare sich immer noch zu sagen traute, was sich aber nach genauerer Abwägung der Fakten absolut nicht mehr sagen lässt].  Sie muss gelebt und gelitten sein [märtyrerhaft oder ermärtyrert! - von  einem, aber nicht von allen und  für alle!] wenn sie im Denken jene Wucht erhalten soll, die das Werk Nietzsches [aber nur an Gefühltem, nicht im nüchtern, distanziert und allgemeingültig Durchdachtem!] zeigt.  Und weil sie, verbunden mit der größten Empfänglichkeit für alle Möglichkeiten des europäischen Geistes [was nichts als ein dahergefaseltes Ammenmärchen war, weil es diesen einheitlich beschworenen „europäischen Geist“ weder damals gegeben hat und ihn auch heute noch in tragfähigem Ausmaß nicht gibt!] und zugleich ihrer kritischen Durchdringung, [wie und wo?  Da diese jedenfalls bei Nietzsche nicht und nirgends vorhanden ist; - und schon gar nicht:] verbunden auch mit Tiefe der Schau in das Wesen des Menschen und prophetischer Hell- und Weitsicht, sich hier in einem Maße zeigt, wie es die Geschichte des abendländischen Denkens [an Selbstsucht, Selbstherrlichkeit und „geistiger“ Anmaßung!] nicht ein zweites Mal bietet, [jedoch wiederholte Blunck damit nur, was Nietzsche in seinem Selbst-Untergangs- und Selbst-Darstellungs-Werk „Ecce homo“,  „seht welch ein Mensch!“ - ich bin! - selbstkritiklos sich bewundernd und herrenmenschen-freundlichst angehaucht, wie er nun einmal war, von sich selber hielt und seine Fähigkeiten von Blunck wahnsinnig überschätzt wurden, womit er Nietzsches Selbstdarstellung kritiklos auf den Leim gekrochen war, d.h. er hat Nietzsche das in Wahrnehmung seiner eigenen Anteilnahme an so viel Heroismus, Hoheit und Großmannssucht nur im absolut unrühmlichen Verhältnis 1 zu 1 nachgeplappert!

Deshalb  meinte Blunck auch - unbelehrbar weiterpreisend [geht uns das Leben und Werk Nietzsches so mächtig an, ein Leben und Werk das unter der Peitsche dieser Wahrhaftigkeit [wenn man denn so absolut alles glauben und wörtlich nehmen will, was Nietzsche der Welt über sich selber einzuträufeln versucht hatte, dass alles] ein einziger, ruheloser Kampf war gegen eine immer mehr in hoffnungslose Verlogenheit verfallende Zeit, gegen das eigene Glück, [als Herr oder als  Sklave? - wie war das wohl gemeint? - Dieser Kampf gegen alle nur mit sich selbst!] den Ruhm und selbst das liebende Herz, eine Tat, deren Reinheit und Notwendigkeit von keiner noch so missverständlichen oder gar furchtbaren Wirkung getrübt und aufgehoben werden kann.


 Das klang 1953 - nur 8 Jahre nach der weitgehenden Zerstörung Deutschlands bis auf die Grundmauern herunter! - immer noch unbetrübt und ungerührt, als ob hier der Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei sowie Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums, Reichsinnenminister und Befehlshaber des Ersatzheeres, Heinrich Himmler (1900-1945), persönlich sprechen würde, der aus solcherlei Tiraden seine unmittelbar „moralische Berechtigung zu seinen mordlüsternen Taten herzuleiten versucht hatte. - Womit wir bei den unmittelbaren Folgen Nietzsches angekommen sind:  Nietzsche, als wäre inzwischen nichts geschehen, immer noch als den Philosophen seiner auf keinste Weise durchdachten Wort-Ungeheuerlichkeiten in damals längst gültiger Tradition ernst und als endlichen Heilsbringer zu nehmen! - Das stellte die - ebenfalls vollkommen undurchdachte! - Bodenbereitung  für die vielfach zur Tat und zu Taten gewordenen Ungeheuerlichkeiten dar, die durch jene erfolgte, die Nietzsche, seiner in pfiffiger Auswahl nur allzu gut zu jederlei Großmannssucht passenden Inhalte wegen, in aller - und auch  mit  aller berechtigten Konsequenz! - zu ihrem Epochen-Philosophen erhoben hatten!


Jede Art Geisteshaltung, die Friedrich Nietzsche als einen Philosophen von und mit Weltgeltung akzeptiert, läuft Gefahr, zur Wiederholung von Taten zu kommen, wie sie sich in der Zeit zwischen 1933 und 1945 von Deutschland ausgehend ereignen konnten.  Seine Grundhaltung und seine

 Grundbekenntnis zur Zweierleimaß-Moral, eine für ihn - und „seinesgleichen“! - für alle, die sich anmaßen etwas Wichtigeres, Richtigeres, Ehrlicheres, kurz „Wahrhaftigeres 6.367  als „die Anderen“ zu sein! - und eine  grundsätzlich andere, zweite „Moral“ für die von ihnen zutiefst verachteten Mitmenschen haben zu dürfen! - Das ist in seiner bereits aus dem Frühjahr 1884 stammenden Notiz des „Nichts ist wahr, alles ist erlaubt 11.88 enthalten, entlarvt, verraten, diskreditiert - und stellt überhaupt die Voraussetzung dar für deren damaliges Zustandekommen.


Hat sich je ein Philosoph jemals etwas Dümmeres ausdenken können, als eine solche Feststellung, von der doch zumindest Er selber geglaubt haben musste, dass das nun eine - allerdings dem Inhalt seiner Aussage voll widersprechende! - „Wahrheit“, oder gar eine veröffentlichenswerte Weisheit gewesen wäre?   Zusammengesehen mit seinem Anspruch auf seine jedoch nur eingebildete einzigartige Sonderstellung unter den Menschen - mit seinem zuletzt völlig ungeniert geäußerten, aber nur für ihn wirklich genießerisch gegolten habenden Gefühl! - der Gott einer allein nach seinen Maßen gestalteten Welt zu sein, ist nur seine persönliche Version eines ausgewachsenen Größenwahns gewesen, mehr nicht! - Allerdings als Gestalter auch all seiner anderen Aussagen, Grundsätze, Kritiken und Anlobungen seiner unvermeidlichen Selbstdarstellungen - in und mit dem, was er so niederschrieb.  Es dürfte ein ausgemachtes Kunststück bleiben, auch nur nur einen einzige Satz Nietzsches vorzuweisen bei und in dem es nicht nur um ihn selber, sondern allein um die erhellende Horizonterweiterung der Menschen in Sachen der sie persönlich und existentiell bewegenden Fragen geht.


 Was kann eine „Philosophie“ wert  sein, die sich derart zügig, bequem und „überzeugend“ auf derartige Weise ins Große und Größte hinein missbrauchen oder sogar zurecht „ge-brauchen“ lässt?  Die Bezeichnung Missbrauch ist in diesem Zusammenhang bereits eine unangemessene, fälschende Schönrednerei.  Ist eine solche Philosophie innerhalb einer Demokratie nicht zumindest ebensogut  missbraucht, wie sie sich auch für das Gegenteil „brauchen“ ließ?

 Sicherlich ist ein Messer nicht daran Schuld und seine Benutzung nicht zu verbieten, weil sich mit ihm auf unterschiedlichste Weise Morde verüben lassen, aber bei einer Philosophie geht es nicht um verletzliches und unter Umständen auch wieder heilen könnendes Fleisch, sondern um einen grundlegend nachhaltig verantwortungs-pflichtigen „Umgang mit Informationen“ - (siehe dazu den angebotenen Text unter dem Punkt „Die 5. Dimension“)  - um prinzipiell geltenden „Geist“ - und folglich ist zu ergründen, wie viel und welcher „Geist“ und Gemeinsinn in einer „Philosophie“ zu stecken vermag.


 Eine „Philosophie“, die sich insgesamt die Doppelmoral für Herren und Knechte, den „aristokratischen Radikalismus“ 2.12.87, die künftige Herrschaft des Stärkeren über eine frei erfundene „Ewige Zukunft des Über- und endlos Über-Über-denkbaren Über-Menschen“ ans Revers geheftet hat? -  Dafür  kann es keine ansonsten „im Guten und Schönen dennoch  geltende Abschnitte, wie Nietzsche sie geliefert haben wollte, geben!  Für eine „Philosophie“ des Entweder-Oder muss das Entweder-Oder doch auch selber gelten!  Von einer irgendwie gestalteten Rosinenpickerei für die es, außer in subjektiven Überzeugungen keinerlei anerkannte und eingehaltene Regeln und  Rechtfertigungen gibt, ist vom „Ich“ her keine Verlässlichkeit auch für „die Anderen“ zu erwarten:  Allenfalls ist sie eine Sekten-Überzeugung, ein  Glaube, der durch nichts als momentane Launenhaftigkeit, Bedürftigkeit oder Habgier gerechtfertigt ist und sein kann und somit nichts ist als eine vollkommen unintellektuelle, jeweils akzeptierte Selbstsucht, - bereit, ihre eigenen Irrtümer für letzte Weltweisheiten zu halten.
 

 So gesehen war Nietzsche allenfalls der Märtyrer seiner eigenen, umwertend gegen seine Zeit und gegen seine Zeitgenossen gerichteten Überzeugungen und „Wahrheiten“, - wie er sie zu nennen liebte.  Er befand sich - seinem Glauben nach! - in einer Zeitgenossenschaft mit der allgemein verbreiteten Lüge, die seinerzeit uneingeschränkt um ihn her geherrscht hätte und war so vermessen, zu glauben, dass ausgerechnet nur Er die Kraft besessen hätte, diesen verlogenen Knoten zu durchschlagen!  Das ist ihm ja noch nicht einmal sich selbst gegenüber gelungen!


 Nietzsche ist und war kein Märtyrer durch Nichtanerkennung oder Misshandlung durch „die Anderen“ gewesen; - auch kein Märtyrer aufgrund eines Missbrauchs seines angeblich hehren aber missverstandenen und vielfach absichtlich auch misszuverstehenden „Denkens“, denn

a) hatte er von sich aus in einem über ihn hinausreichenden Rahmen nichts davon wirklich, überzeugend schlüssig bewiesen und ausgiebig genug! - in alle Richtungen hin nachgedacht, geforscht und abgewogen und

b) hatte er - was für einen echten Philosophen, ohne zu erklären, wo dazu sein Berechtigungen liegen würden, trotzdem prinzipiell unerfüllbare „Ziele der Menschheit 3.370 aufstellen und diese nur subjektiv für richtig Gehaltenen über jederlei anders geartete An- und Absichten hinweg  verwirklichen wollen, d.h. dass er mit seinen Zielen die Allgemeinheit auf totalitäre Weise vergewaltigen und auch „peitschen“ 10.486  wollte, auf dass allgemein das geschehe, was vor allem nur er für sein Glück und zu seiner momentanen  Befriedigung - wie jeder Kriminelle auch! -  brauchte und er das deshalb für einzig und alternativlos richtig hielt.


 Es war schließlich der Kern und das Ziel von Nietzsches „Philosophieren“, den von ihm zutiefst verachteten gegenwärtigen oder auch „vorgefundenen“ 9.471  Menschen durch den bis in alle Ewigkeit hinein immer weiter hinauf- oder hinan-exzelsiorisierbaren, aber nur erdachten und auch nur erdenkbaren Übermenschen zu ersetzten, - sich in einer erzwungenen Massenveranstaltung zu diesem hin-zuzüchten, ihn allgemeine und sogar ausnahmslose, für alle zu gelten habende Tatsächlichkeit werden zu lassen! - Ohne jedoch zu bedenken, dass es sich dabei zwangsläufig um einen ewiglich sinnlos fortsetzbaren Prozess handeln würde, weil doch jeder sein Selbst durchstreichen sollte, um trotzdem die nicht erreichbare Übermenschlichkeit irgendwann einmal - und wenn diese inzwischen zu vorhandener Realität  und Gewöhnlichkeit geworden wäre! - wieder und wieder durch einen weiter zu überhöhenden und von der Realität noch weiter fort-zu-idealisierenden Über-Übermenschen und so über-über-übermäßig fort mit gleicher Begründungdenkbar eben - aber deshalb auch erstrebenswert? - womit bis in alle Ewigkeit hinein die  Tätsächlichkeit des Seins verlegt wäre in eine ewig ins „Jenseitige“ strebende Jagd nach dem Noch-nicht-Vorhandenen! - Und darin sollte dann auch noch für jeden ein höherer eigener Lebens-Sinn zu erkennen sein?! - Was Nietzsche als Ersatzreligion entworfen hatte war nichts als ein Perpetuum mobile um seiner selbst - um  seines Namens willen! - am  eigentlichen Leben eines jeden jedoch absolut und diesen enteignend vollkommen vorbei!


 Zu einem so un- und irrsinnig superlativierten „Jenseits“ als „Sinn der Erde“ Z1.3, 4.14  strebte Nietzsche als er 1884, gut 5 Jahre vor seinem letztendlich tatsächlich „geistigen“ Ende, auf der Höhe seiner zu seinem eigenen Nutzen nur erfundenen „neuen Moral“ 10.126 u. 10.140 angelangt, den folgenden und offenbaren Wahnsinn an seinen über alles gesehen besten, treuesten - und mit Abstand auch nachsichtigsten und doch auch realitäts-blindesten! - Freund Franz Overbeck in Basel schrieb:

Ich will so Viel von mir, daß ich undankbar gegen das Beste bin, was ich schon getan habe [aber was sollte das, auf die Allgemeinheit gemünzt, konkret gewesen sein?];  und wenn ich es nicht so weit treibe, daß ganze Jahrtausende auf meinen Namen [auf  das hin, was Er - nur seines Ruhmes wegen! - für  wahr halten wollte!] ihre höchsten Gelübde tun, so habe ich  [welch heil- und haltlos ins Unermessliche strebender Wahnsinn war offensichtlich darin enthalten!] in meinen Augen Nichts erreicht. 21.5.84, u. 22.5.84


Alles oder nichts, Zwischen diese Superlative war bei ihm alles gespannt. Ziemlich gleichlautend hieß es einen Tag später an einen anderen Freund:

Nämlich:  das Gesetz, das über mir ist, meine Aufgabe [die er beide jedoch in eigener Lust und „Verantwortung“ als seinen persönlichen Wahnsinn auf sich genommen hatte], läßt mir keine Zeit […..] Mein Sohn Zarathustra mag Ihnen verrathen haben, was sich in mir bewegt;  und wenn ich Alles von mir erlange, was ich will, so werde ich mit dem Bewußtsein sterben, daß künftige Jahrtausende auf meinen Namen [in welchem sich seine persönlichste Vorteilsnahme konzentrierte und verbarg!] ihre höchsten Gelübde thun. 22.5.84

Ein gesunder, normaler Mensch käme gar nicht auf die Idee sich auf diese Weise im Leben profilieren zu müssen, denn das Ziel war irreal und nicht zu verwirklichen. 


2 Wochen später schrieb er - in unveränderter Hochstimmung und Erwartung an sich selbst! - an eine mütterliche, aber auch allzu nachsichtige und ihn gewähren-lassende Bekannte:

 „Meine Aufgabe  [die er sich allerdings vollkommen eigenmächtig unter den Nagel gerissen hatte und ihm von niemandem zugewiesen worden war!]  ist ungeheuer;  meine Entschlossenheit aber nicht geringer.  Was ich will, das wird Ihnen mein Sohn Zarathustra [die angeblich philosophierende, jedoch viel zu fanatisch angelegte und literarisch auch so daherkommende Hauptfigur seines dazumal noch in Arbeit befindlichen, zuletzt 4-teiligen „Selbstoffenbarungswerks“ mit dem Titel „Also sprach Zarathustra“] zwar nicht sagen, aber zu raten aufgeben;   vielleicht ist es zu erraten.   Und gewiß ist Dies [seine so überaus gewagte Herzens-Aussage!]:  ich will die Menschheit [all „die Anderen“, die - um  seiner höchstpersönlich unermesslich-schicksalhaften Bedeutung willen! - nur die unfreiwillige Verfügungsmasse dazu darstellen sollten, dass Nietzsche über die fast 2000-jährige christliche Vergangenheit mindestens haushoch umwertend  triumphieren könnte! - Dazu allein wollte Er „die Menschheit“] zu Entschlüssen drängen, welche über die ganze menschliche Zukunft entscheiden, und es kann [und sollte, wenn es denn auf Dauer nach ihm und seinen maximal-größenwahnsinnigen  Wünschen  gegangen wäre - oder auch dem Willen der Nazis, oder etwa von Islamisten oder sonstigen Absichtsträgern und Terroristen? - unbedingt!]  so kommen, daß einmal ganze Jahrtausende auf meinen Namen [damit dann, nach bisher für gültig erachteten Maßen Gott gleichgesetzt, auf ihn, nur auf ihn und niemanden sonst!] ihre höchsten Gelübde tun.“  [sollen]. 1.6.84

 Dabei hatte Nietzsche es nur versäumt - einmal wenigstens! - von sich und seinem so unwahrscheinlich weit überschätzten Selbst abzusehen und einzusehen, dass das allein taugliche Maß für jede Art von Moral nur in „den Anderen“ zu  suchen, zu  rechtfertigen  und auch zu  finden ist und dass dieses Maß sich eben nicht im absolut-selbstmittelpunktlichen Ich und auch nicht mehr in und mit „Gott“ begründen lässt, dessen angeblichen Tod Nietzsche zuvor nur deshalb in seiner „Fröhlichen Wissenschaft 3.467 zu verkünden gewagt hatte, weil Er - wie immer ohne groß nachzudenken! - offenbar des Glaubens war, selber mächtig genug sein zu können, um eine „Moral nach allein seinen Maßen“ aufzustellen und das auch - Gott gleich! - zu dürfen, sich also vor „den Anderen“ auf diese Weise und in diesem Maß rechtfertigen zu können!

Die Rechtfertigung aber - nicht nur für dies, sondern für alle auch außerhalb seines „Ich“ erlassenen und gelten sollenden Wahr-und-Wahrhaftigkeiten! - von allem, was er in seinen Schriften veröffentlicht hat, für seine „Lehre 4.14, für seine Prophzeihungen, seine Urteile und Umwertungen 10.12.88, insbesondere für seine „Neue Moral 10.126, ist er insgesamt schuldig geblieben, weil dazu nötig gewesen wäre, das Leben „der bei ihm nirgends irgendwie vorkommenden Anderen mitzubedenken, wozu er sich aber - nach dem „Gesetz“ nach dem Er angetreten war! - als „Freigeist“, für den er sich hielt, in vollem Umfang als unfähig erwiesen hat.


 Bei den in die Texte eingefügten kleinen Zahlen handelt es sich um Herkunfts-Nachweise der Zitate:
   Bei Nietzsche-Texten sind jeweils Band- und Seitennummern der letztgültig „Kritischen Studienausgabe“ (KSA) von Giorgio Colli und Mazzino Montinari bzw. bei Briefen das Datum angegeben.  Die Zitate von Richard Blunck stammen gesamthaft aus dessen Vorwort zu seinem Buch

„Friedrich Nietzsche Kindheit und Jugend“ im Ernst Reinhardt Verlag, München 1953

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